Essen. . Der Immobilienmarkt in vielen Großstädten ist leer gefegt. Die Preise in gefragten Lagen steigen rasant – 2012 um 5,9 Prozent im Bundesdurchschnitt. Um überhaupt noch Häuser und Wohnungen verkaufen zu können, zahlen Makler Tippgebern inzwischen Provisionen.

Die Zinsen sind im Keller. Aus Furcht vor Verlust legen immer mehr Verbraucher ihr Geld in „Betongold“ an. Doch Immobilien werden in großen Städten allmählich knapp. Das bringt Makler auf unorthodoxe Ideen, um an neue Objekte zu gelangen. Das Büro „Makellos“ etwa zahlt alljenen Prämien, die ihm freie, zum Verkauf stehende Häuser oder Wohnungen melden.

Friedhelm Osada ist Gesellschafter des Maklerbüros Dolce Villa in Hamburg. Ein Markt, der nach Experten-Einschätzung leer gefegt ist. Osada machte aus der Not eine Tugend und gründete die Online-Plattform „Makellos“, die es seit Jahresbeginn auch in NRW gibt. „Ich will es jedem Studenten oder Schüler möglich machen, mit Immobilien Geld zu verdienen. Man muss nur Augen und Ohren offen halten“, erklärt der findige Geschäftsmann.

Provision für Tippgeber

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Das Modell: Wer erfährt, dass sein Nachbar demnächst seine Wohnung oder sein Haus verkaufen will oder im Stadtbild eine leerstehende Immobilie sieht, kann die Informationen über ein Online-Kontaktformular an www.makellosnrw.de weitergeben. Das Makler-Büro nimmt dann Kontakt zu dem Eigentümer auf. Ist er damit einverstanden, dass Osada das Objekt vermakeln kann und kommt es zu einem Geschäftsabschluss, erhält der Melder einen Teil der Provision – zwei Prozent des Kaufpreises. „Die Makler-Courtage ist ohnehin sinnlos hoch“, kritisiert der Unternehmer.

Bei einem Kaufpreis von 300 000 Euro erhält der Melder 6000 Euro Prämie, die er als geldwerten Vorteil natürlich versteuern müsse. Dem Makler selbst bleiben rund 12 000 Euro Provision.

„Viel zu wenige Objekte“

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„In den Städten gibt es viel zu wenige Objekte“, sagt auch Ralph Pass, Vorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD West), der Makler vertritt. Angesichts des leer gefegten Markts sei „Unternehmertum gefragt“, das Thema Akquise brenne auf den Nägeln. „Die Kollegen grasen ihre Bezirke ab, um selbst Leerstände zu erfassen“, schildert Pass.

Die angespannte Lage erleichtere aber auch „schwarzen Schafen“ die Arbeit. Eine Masche: Makler durchforsten die mageren Immobilien-Angebote ihrer seriösen Kollegen und bieten den Eigentümern höhere Provisionen an.

Sinkende Preise am Niederrhein

Die Chance, überhaupt an eine Immobilie zu kommen, haben Kunden laut des IVD-Vorsitzenden gerade einmal in ländlichen Räumen wie dem Niederrhein oder Ostwestfalen. „Dort beobachten wir sogar sinkende Preise“, sagt Pass.

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Den Marktgesetzen folgend, führte das knappe Angebot in den vergangenen zwei Jahren zum Teil zu erheblichen Preissprüngen. Laut dem Wohnungsmarktreport der Düsseldorfer Immobiliengesellschaft LEG stiegen die Preise für hochwertige Eigentumswohnungen in bester Lage deutlich um 5,3 Prozent auf 2697 Euro pro Quadratmeter. Bei einfacheren Wohnungen stagnierte der Preis im Schnitt bei 507 Euro pro Quadratmeter. Die höchsten Preissteigerungsraten in NRW beobachtete die LEG unter anderem in Düsseldorf und Dortmund. Die Preise für Mehrfamilienhäuser seien indes stabil geblieben.

Grundstücke 60 Prozent teurer

Nach Daten des Immobilienindex des Münchner Analysehauses Bulwien waren Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr das Zugpferd. Sie verteuerten sich im Bundesschnitt um 5,9 Prozent. In NRW müssen Käufer verglichen mit 1990 fast 37 Prozent mehr für Eigentumswohnungen anlegen. Grundstücke für Einfamilienhäuser kosten gar 60 Prozent mehr.