Mülheim. .
Verglichen mit manch anderer Großstadt steht Mülheim, was den Leerstand an Wohnungen angeht, noch gut da. Und doch: Auch in der Stadt am Fluss, mit dem Image der beliebten Wohnstadt, nehmen die Leerstände zu.
In der jüngsten Wohnungsleerstand-Untersuchung, die das Referat für Stadtforschung und Statistik vorlegt, erreicht die Quote 5,3 Prozent. Fast 5000 Wohnungen sind danach mindestens seit drei Monaten unbewohnt – eine Zunahme von rund 700 Wohnungen in fünf Jahren. Eine Leerstandsquote von etwa drei Prozent wird als „normal“ und noch marktgerecht eingestuft.
4000 Wohnungen sind überflüssig
Überraschend kommt das Ergebnis nicht: Schon lange empfehlen Gutachter wie das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung einen Abriss von nicht mehr genutzten und vermietbaren Wohnungen. Erst recht, weil die Bevölkerung in Mülheim in den nächsten Jahren weiter sinkt – bis zum Jahr 2025 auf rund 160.000 Einwohner. Daher wird von Fachleuten für Mülheim eine Zahl von rund 4000 Wohnungen als überflüssig genannt.
Den höchsten Leerstand verzeichnet in Mülheim der Stadtteil Styrum, mit 7,2 Prozent, das sind 606 Wohnungen, gefolgt von der Altstadt I und II mit 6,2 beziehungsweise 6,4 Prozent. Wegen der hohen Wohnungsdichte sind dies in der Altstadt zusammen 1616 Wohnungen. Deutlich entspannter gestaltet sich die Lage in Menden-Holthausen (3,4 Prozent Leerstandsquote). Auch in Saarn (3,8) und Heißen (3,7) gilt der Markt als wenig problematisch. Speldorf und Dümpten liegen dagegen über der Fünf-Prozent-Marke.
Viele Leerstände an Straßen mit Lärm
„Leer stehender Wohnraum ist hauptsächlich an den durch Lärm belasteten Verkehrsachsen aufzufinden“, so die Stadtforscher. So gibt es zum Beispiel eine Konzentration von Leerständen in Dümpten an der Mellinghofer Straße, an der Duisburger Straße in Broich, an der Eppinghofer Straße in der Altstadt und an der Oberhausener Straße in Styrum.
Auch das Alter und die Ausstattung der Wohnungen spielen gerade bei sinkender Bevölkerungszahl eine Rolle: Mieter haben die Auswahl und meiden vermehrt Mehrfamilienhäuser aus den 1950er bis 70er Jahren, die häufig einen Modernisierungsrückstand aufweisen. 42 Prozent der gesamten Leerstände, das sind 2100 Wohnungen, wurden in Gebäuden registriert, die zwischen 1957 und 1969 errichtet worden sind.
Vereinzelten Leerstand fanden die Stadtforscher aber auch in Gebieten mit zahlreichen Ein- und Zweifamilienhäuser. Hier wird allerdings vermutet, dass es sich nur um einen vordergründigen Leerstand handelt und viele Eigentümer ihre Einliegerwohnungen oder die zweite Wohnung im Haus nicht vermieten wollen.