Gelsenkirchen. . Haushaltszahlen schrumpfen. Die Gelsenkirchener Mieterinteressengemeinschaft will mitreden.
Bezahlbare Mieten, seniorengerechtes Wohnen und ein intakter Wohnungsmarkt sind einige der Themen, mit denen sich die Gelsenkirchener Mieterinteressengemeinschaft (GEMIG) auseinandersetzen will. Interessante Details über den Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen erhielten die Mitglieder beim vergangenen Treffen durch Markus Horstmann, Abteilungsleiter Wohnungswesen im Stadtplanungsreferat.
Der Wohnungsfachmann sprach von einem extremen Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen. In der Stadt stehen 15.000 Wohnungen leer, das entspricht einer Leerstandsquote von elf Prozent. In manchen Bereichen stehe jede fünfte Wohnung leer. 80 Prozent des Bestandes sind im Besitz von Einzeleigentümern, 15 Prozent bewirtschaften Wohnungsgesellschaften und über etwa fünf Prozent verfügen institutionelle Anlieger.
Die Deutsche Annington hat etwa 8800 Wohnungen im Bestand, Vivawest 6500 und LEG Wohnen gut 2400. Die Immeo, die jetzt in französischem Besitz ist, verwaltet noch 1200 und die dänische Fonds-Gesellschaft Griffin 850. Zum mittlerweile größten Aufkäufer entpuppt sich das Bochumer Unternehmen Häusser-Bau, das zuletzt die Flöz-Dickebank-Siedlung von der Deutschen Annington erworben hat.
Schlechte Wohnungsqualität
Als erste Stadt im Ruhrgebiet, so Horstmann, habe Gelsenkirchen schon seit 1993 schrumpfende Haushaltszahlen zu verkraften. Viele Bewohner kehren der Stadt wegen schlechter Wohnungsqualität, aber auch aufgrund zunehmender Lärmbelastung den Rücken. Der hohe Anteil nicht sanierter Wohnungen erschwert die Vermietung. Erstaunlich hoch ist dennoch der Zuzug Auswärtiger. In einigen Gebieten liegt er bei 50 Prozent.
Die Baumöglichkeiten in der Stadt bezeichnete Horstmann als günstig. Schon ab 150.000 Euro lasse sich Eigentum erwerben. So seien auch viele Eigentumswohnungen in der Förderung. Die Summe der öffentlichen Förderdarlehen erreichte in den vergangenen Jahren 10 Millionen Euro. Zwischen 50 und 70 Wohnungen sollen weiter gefördert werden. Der Nachholbedarf ist groß. Gelsenkirchen hat mit etwa 18 Prozent eine der geringsten Eigentumsquoten. Auf der anderen Seite stehen Hartz-IV-Bezieher vor dem Problem, Wohnungen zu finden, für die das Jobcenter auch die Miete übernimmt. Quadratmeterpreise von 4,45 Euro werden nicht übernommen. Mitunter liegt der Mietzins für frei finanzierte Wohnungen unterhalb von Sozialmieten.