Stuttgart. . Ein chinesischer Staatsfonds könnte neuer Großaktionär beim traditionsreichen deutschen Autokonzern werden. Es wäre wohl ein Geschäft, von dem beide Seiten profitieren. Daimler-Chef Dieter Zetsche jedenfalls wirbt offen um Investoren aus der Volksrepublik.
Wird Daimler chinesisch? Angeblich wollen Investoren aus der Volksrepublik groß beim Stuttgarter Autobauer einsteigen. Das berichtet zumindest eine chinesische Staatszeitung. Es wäre ein Geschäft mit hohem Symbolgehalt – und Auswirkungen auf die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen.
Übernehmen die Chinesen die Macht bei Daimler?
Ob und wie die Chinesen einsteigen, ist noch unklar. Spekuliert wird, dass ein Staatsfonds einen Anteil von bis zu zehn Prozent übernehmen könnte. Als Großaktionär hätte China nicht das Sagen bei Daimler, aber einen gewissen Einfluss. Anleger spekulierten schon darauf, dass Daimler-Papiere nun stärker gefragt sein dürften. Die Aktien kletterten am Montag auf den höchsten Stand seit neun Monaten.
Warum wäre Daimler für China interessant?
Ein Einstieg als Aktionär ist derzeit vergleichsweise günstig. „Daimler ist im Moment ein Schnäppchen“, sagt Autoexperte Willi Diez von der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Der Konzern werde an der Börse unter Wert verkauft. Eine spannende Frage ist auch, ob China Zugriff auf das Wissen und die Technologie von Daimler anstrebt. Die chinesischen Automarken tun sich jedenfalls auf westlichen Märkten noch schwer.
Was ist über den möglichen Großaktionär bekannt?
Wie die Zeitung „People’s Daily“ schrieb, will der Staatsfonds China Investment Cooperation (CIC) vier bis zehn Prozent der Daimler-Anteile kaufen. Das entspricht Investitionen von 1,8 bis 4,6 Milliarden Euro.
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Der Staatsfonds CIC wurde 2007 gegründet, um einen Teil der riesigen chinesischen Devisenreserven anzulegen. CIC hatte sich in der Vergangenheit auch beim Londoner Flughafen Heathrow und beim britischen Energieversorger Thames Water eingekauft.
Wer sind derzeit die größten Aktionäre von Daimler?
Anders als bei Autokonzernen wie Volkswagen oder BMW ist der Großteil der Daimler-Aktien unter vielen kleineren Aktionären verteilt. Nach dem Ausstieg eines Staatsfonds aus Abu Dhabi ist Kuwait mit 7,6 Prozent direktem Anteilsbesitz der größte Investor. Die Autobauer Renault und Nissan besitzen je 1,54 Prozent des Aktienpakets. Den größten Anteil halten Investoren wie Banken mit insgesamt 68,8 Prozent. Private Aktionäre sind mit 20,5 Prozent an Daimler beteiligt.
Droht Daimler eine feindliche Übernahme?
Andere deutsche Autobauer haben einflussreiche Ankeraktionäre: Bei BMW ist es die Familie Quandt, die fast die Hälfte der Aktien besitzt. Europas größter Autobauer Volkswagen ist über den Familienclan Porsche/Piëch und das Bundesland Niedersachsen abgesichert. Daimler dagegen könnte viel leichter Beute für eine feindliche Übernahme werden. Kein Wunder, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche um langfristig orientierte Aktionäre wirbt und betont: „Dabei sind uns auch Investoren aus China willkommen.“
Wie könnte Daimler von einem Einstieg der Chinesen profitieren?
Für Autobauer wird China neben den USA immer wichtiger, um die Krise in Westeuropa wettzumachen. In Asien können sich immer mehr Menschen Luxuslimousinen leisten, was auch deutschen Autobauern glänzende Gewinne beschert. China gilt als der wichtigste Automarkt der Welt, doch Daimler fährt mit Mercedes noch den Konkurrenten Audi und BMW hinterher. Der Einstieg eines Staatsfonds verspricht Daimler zudem beste Kontakte in China. Die Schwaben hätten damit wohl einen direkten Draht zur Regierung.