München/Wolfsburg. Die großen deutschen Autokonzerne versuchen mit neuen Strategien den wachsenden Umweltauflagen und den schrumpfenden Märkte in den Industriestaaten zu begegnen. Dabei schlagen sie unterschiedliche Wege ein.

BMW will Autokäufern in Deutschland keine hohen Preisnachlässe mehr einräumen. "Zu Premium passen dauerhaft keine hohen Rabatte. Sie sind weder für eine Marke noch für die Geschäftsentwicklung gut", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer der "Wirtschaftswoche" und ergänzte: "Wir haben uns deshalb entschieden, dass wir in Deutschland in diesem Jahr unsere Marktanteile nicht um jeden Preis verteidigen und Gewinn vor Absatz geht." Der Münchner Autobauer habe das Rabatt-Volumen deutlich zurückgenommen.

Nach einer Studie des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen sanken die Preisnachlässe für Käufer der 30 beliebtesten Kfz-Modelle im Dezember im Vergleich zum November um 1,4 Prozentpunkte auf durchschnittlich 17,6 Prozent. Unter anderem habe VW seine Rabatte zuletzt spürbar gedrückt. CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer hatte allerdings am Donnerstag betont: "Wir glauben nicht, dass dieser Trend tragfähig ist, sondern dass die Rabatte bis Februar oder März wieder ansteigen."

Zum Jahresende hatte ein Einbruch den Autoabsatz in Deutschland 2012 leicht sinken lassen - und auch im laufenden Jahr ist keine wirkliche Erholung in Sicht. Der Branchenverband VDA rechnet auch für 2013 mit einem kleinen Minus. Die Wachstumsperspektive der deutschen Automobilindustrie liegt nach Ansicht des VDA auf den Märkten außerhalb Westeuropas.

Elektrofahrzeuge müssen CO2-Ausstoß der Flotte senken

Ende 2013 will BMW mit dem i3 sein erstes Serien-Elektrofahrzeug auf den Markt bringen, 2014 mit dem i8 einen Sportwagen mit einem Plug-in-Hybridantrieb. Die Produktion des Karbon-Wagens i3 liege voll im Zeitplan, sagte Reithofer der "Wirtschaftswoche". BMW brauche seine Submarke i, um die durchschnittliche CO2-Emission seiner Autos zu senken. "Vielleicht schaffen wir mit konventionellen Technologien 120 Gramm. Aber dann ist Schluss, dann ist technisch alles ausgereizt. Um bis 2020 auf die für BMW vorgeschriebenen 101 Gramm in der EU zu kommen, brauchen wir Elektroautos."

Laut Reithofer muss BMW ab 2020 eine "fünfstellige Zahl pro Jahr" an E-Autos absetzen, um über die ganze Flotte hinweg den geforderten CO2-Grenzwert in der EU zu erreichen. Strafzahlungen wegen Überschreitung der Grenzwerte seien für BMW "keine Option". Eine staatliche Kaufprämie für E-Fahrzeuge muss es nach Ansicht Reithofers nicht geben. Er fordert aber von der EU bei der Berechnung des Flottenverbrauchs eine stärkere Gewichtung der E-Autos.

VW will mit Billigauto chinesischen Markt aufrollen

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn setzt große Erwartungen in das geplante Billigauto, das frühestens 2016 auf den Markt kommen soll. Es sei "ein wichtiges Projekt", sagte Winterkorn dem Nachrichtenmagazin "Focus" zufolge kürzlich vor Führungskräften des Konzerns in Dresden. In Ländern wie Indien und China sei "Basismobilität zum geringsten Preis" gefragt. Man peile deshalb für solche Märkte eine Reihe von Modellen zu Preisen zwischen 6000 und 7000 Euro an. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht am Samstag nicht weiter kommentieren.

Das intern "Budget-Car" genannte Projekt unter der Leitung von Ex-Opel-Chef Hans Demant ist noch in einer sehr frühen Planungsphase. Volkswagen taxiert laut "Focus" den weltweiten Markt in der Preisklasse bis 8000 Euro auf acht Millionen Autos. 3,5 Millionen davon kommen demnach internen Analysen zufolge in China auf den Markt. (dpa)