Stuttgart/Peking. Nach Berichten einer chinesischen Zeitung will sich China künftig mit einem Staatsfond an Daimler beteiligen. Eine Bestätigung der Spekulation blieb von offizieller Seite bislang aus. Jedoch erklärt Daimler, dass man bei Investoren grundsätzlich niemanden ausschließe.

Folgen auf die Scheichs die Chinesen? Nach dem Rückzug von Daimlers größtem Einzelinvestor aus Abu Dhabi könnte der Autobauer laut einem Bericht einen neuen Großaktionär in China gefunden haben. Wie die staatliche chinesische Zeitung "People's Daily" am Montag unter Berufung auf Insider schrieb, will der Staatsfonds China Investment Cooperation (CIC) 4 bis 10 Prozent der Daimler-Anteile kaufen. Auf Basis des derzeitigen Daimler-Kurses wäre das ein Marktwert von etwa 1,8 bis 4,6 Milliarden Euro. Der Fonds habe den Bericht nicht kommentieren wollen, schreibt das Blatt.

Eine Sprecherin des Dax-Konzerns sagte am Montag auf Anfrage, dass Daimler wie üblich "Medienspekulationen" nicht kommentiere. Zum Thema generell sagte sie: "Wir heißen immer neue Investoren willkommen, da wir an einer ausgewogenen Aktionärsstruktur interessiert sind."

Daimler-Chef Zetsche schließt nichts aus

Ganz ähnlich hatte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche vor wenigen Tagen in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" geäußert: "Generell wollen wir so attraktiv für potenzielle Investoren sein, dass wir mehr langfristige Aktionäre für uns gewinnen. Dabei sind uns auch Investoren aus China willkommen."

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Eine mögliche Beteiligung aus dem Riesenreich hätte für Daimler auch eine strategische Bedeutung, denn auf dem wichtigen Zukunftsmarkt schwächelt das Unternehmen und fährt der Konkurrenz spürbar hinterher. Ein engerer Kontakt zur Führung des zentralistisch gesteuerten Staates wäre da womöglich von Vorteil für die Vorhaben in der Zukunft. Daimler hatte Ende 2012 angekündigt, viel Geld in eine Reform des China-Vertriebsnetzes zu stecken. Und mit Hubertus Troska gibt es seit kurzem einen eigenen China-Vorstand.

Streubesitz macht feindliche Übernahme möglich

Im Gegensatz zu den Autobauern BMW oder VW, die mit der Familie Quandt beziehungsweise den Familien Porsche/Piëch und dem Land Niedersachsen große Ankeraktionäre im Boot haben, befinden sich die Daimler-Aktien weitgehend im Streubesitz. Daimler könnte damit zum Ziel einer feindliche Übernahme werden, insbesondere wenn der Aktienkurs stark fallen sollte. Nach dem Medienbericht aus China legten die Daimler-Aktien am Montag in einem allgemein eher schwächelnden Dax-Umfeld zu und nahmen teils die 43-Euro-Hürde. Ähnlich viel wert waren die Papiere zuletzt im Frühling 2012.

Im vergangenen Oktober hatte der Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi seine verbliebenen Stimmrechtsanteile abgestoßen und hat nun nur noch indirekt über Finanzinstrumente Zugriff auf Daimler-Papiere. Kuwait ist seither mit knapp acht Prozent der größte Daimler-Investor.

CIC schon seit 2011 im Gespräch

Bereits Ende 2011 hatte es in Deutschland Spekulationen um einen CIC-Einstieg bei Daimler gegeben. Damals hatte das "Manager Magazin" unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, dass man einen chinesischen Investor für eine fünf- bis zehnprozentige Beteiligung suche. CIC galt schon damals als Favorit. (dpa)