Los Angeles. Der japanische Autobauer Toyota hat sich nach Massenrückruf-Aktionen in den USA wegen ungewollter Beschleunigung zur Zahlung von 1,1 Milliarden Dollar (832 Millionen Euro Dollar) bereiterklärt. Damit sollen US-Autobesitzer für Einbußen beim Weiterverkauf entschädigt werden.
Mit dem bislang teuersten Vergleich in der Automobilgeschichte will der japanische Weltmarktführer Toyota verprellte Pkw-Besitzer entschädigen, über drei Millionen Autos sicherheitstechnisch nachrüsten und so langwierigen Klagen in den USA zuvorkommen.
Am zweiten Weihnachstag reichte der Konzern vor einem Gericht in Kalifornien das entsprechende Vertragswerk ein, das noch von einem Bundesrichter abgesegnet werden muss. Danach zahlt Toyota rund 1,4 Milliarden US-Dollar, um die bis dahin größte Rückrufaktion in der Firmengeschichte zu den Akten legen zu können, die vorübergehend zu einem großen Verlust von Marktanteilen führte.
Toyota rief acht Millionen Autos zurück
Auslöser war der schwere Unfall eines kalifornischen Polizisten vor drei Jahren, der außerhalb des Dienstes in seinem Lexus ES 350 verunglückte, dabei starb und drei weitere Fahrgäste mit in den Tod riss. Nach Rekonstruktion des Unfalls sah sich Toyota dem Vorwurf ausgesetzt, eine ungewollt per Computer-Elektronik ausgelöste Beschleunigung, klemmende Gas- und Bremspedale und unsachgemäß eingesetzte Fußmatten seien für den Crash verantwortlich gewesen.
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Der Konzern, bis dahin ein Synonym für Qualität, dementierte, rief als Vorsichtsmaßnahme bis 2010 allein in den Vereinigten Staaten aber rund acht Millionen Autos in die Werkstätten zurück. Schlagartig gingen, auch in Deutschland, die Verkaufszahlen zurück. Auf dem Höhepunkt der Image-Krise musste Toyota-Chef Akio Toyoda den Gang nach Canossa antreten. Der Enkel des Konzerngründers trat mit einer spektakulären Rede vor dem US-Kongress auf und entschuldigte sich mit Tränen in den Augen und einer tiefen Verbeugung. Allein wegen schlechter Informationspolitik musste der Konzern die damalige Rekordstrafe von 16,4 Millionen Dollar zahlen.
Vergleich für Toyota "kein Schuldeingeständnis"
Am Ende belegten diverse Untersuchungen, dass es keine technischen Probleme waren, die zu den schweren Unfällen in den USA geführt hatten. In den meisten Fällen, so erklärten Ingenieure der US-Raumfahrtbehörde Nasa, hatten die Fahrer schlicht das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt. Der aktuelle Vergleich stellt nach Angaben eines Toyota-Sprecher darum auch „kein Schuldeingeständnis“ dar. Mit dem Schritt wolle der Autobauer langwierigen Prozessen, wie sie in den USA nach Sammelklagen üblich sind, entgehen und sich auf die Fortentwicklung seiner Marken konzentrieren.
Autosalon Paris 2012
Wie das „Wall Street Journal“ schreibt, sind rund 16 Millionen Toyota-, Lexus- und Scion-Modelle aus den Jahren 1998 bis 2010 potenziell betroffen. Besitzer dieser Pkws können mit Entschädigungszahlungen und/oder nachträglich installierten Bremssicherungssystemen rechnen.
Trotz weiterer Rückrufaktionen und den Nachwehen des Tsunamis, der 2011 die Produktionsstätten in Japan in Mitleidenschaft gezogen hatte, ist Toyota mit erwarteten zehn Millionen verkauften Autos vor dem US-Konzern General Motors in diesem Jahr erneut Weltmarktführer. Die eigentlich Gewinner des Mega-Vergleichs sind die Anwälte. 25 beteiligte Kanzleien mit rund 85 Anwälten können sich über Honorare von insgesamt 227 Millionen Dollar freuen.