Essen. . Rückendeckung für ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Berthold Beitz, Vorsitzender der Essener Krupp-Stiftung und wichtigster Mann im Hintergrund des Konzerns, sprach sich eindeutig gegen die Ablösung Crommes aus - obwohl der Konzern in eine historische Krise geraten ist.

Der Vorsitzende der Essener Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, hat dem Aufsichtsratschef des Stahlunternehmens ThyssenKrupp, Gerhard Cromme, den Rücken gestärkt. „Cromme bleibt“, sagte der 99-Jährige dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) und erteilte damit den Forderungen nach einer Ablösung seines Weggefährten eine klare Absage.

In den vergangenen Wochen war die Kritik an dem 69-jährigen Cromme wegen der Milliardenabschreibungen auf neue Stahlwerke des Essener Unternehmens in Brasilien und den USA gewachsen. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, dass seine mangelnde Aufsicht das Desaster in Übersee verursacht haben soll.

Milliardenverluste und Korruption

Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte erst jüngst einen Milliarden-Verlust des Stahlkonzerns vermeldet - in dessen Folge der halbe Vorstand entlassen wurde. Hiesinger malte ein düsteres Bild von den bisherigen Zuständen in dem nicht nur von tiefroten Zahlen, sondern auch von Korruptions- und Kartellaffären erschütterten Konzern. "Es gab bisher ein Führungsverständnis, in dem Seilschaften und blinde Loyalität oft wichtiger waren als unternehmerischer Erfolg", sagte er. Fehlentwicklungen seien lieber verschwiegen als aktiv korrigiert worden. Außerdem habe offenbar bei einigen die Ansicht vorgeherrscht, dass Regeln, Vorschriften und Gesetze nicht für alle gelten.

Doch werde sich dies nun ändern. Als Eckpfeiler für die neue Unternehmenskultur nannte er null Toleranz bei Verstößen gegen Gesetze oder interne Regelungen und das Leistungsprinzip.

Auch Hiesinger nimmt Cromme in Schutz

Den Aufsichtsrat und dessen Vorsitzenden Gerhard Cromme nahm Hiesinger dagegen gegen Vorwürfe in Schutz, seine Kontrollfunktion nicht erfüllt zu haben. Cromme hatte Hiesinger vor zwei Jahren von Siemens zu ThyssenKrupp geholt. Beobachter allerdings hatten bezweifelt, dass die fundamentalen Fehlentscheidungen im Konzern vollkommen am Aufsichtsrat vorbei gehen konnten. Cromme sei ein Teil des Problems, hieß es vielfach. (dpa)