Ehingen. . Das Inventar der ehemaligen Drogeriemarktkette Schlecker ist am Mittwoch im baden-württembergischen Ehingen unter den Hammer gekommen. Von vormittags an ließ der Insolvenzverwalter Besitzstände des Unternehmens versteigern. In der Spitze seien bis zu 800 Interessierte bei der Versteigerung gewesen.
Nach dem Aus der Drogeriemarkt-Kette Schlecker ist am Mittwoch am ehemaligen Firmenhauptsitz das Inventar des Unternehmens versteigert worden. Bis zu 800 Bieter besuchten die Versteigerung, bei der fast 1500 Gegenstände unter den Hammer kamen. Ein Sprecher des Versteigerungsunternehmens erklärte, der Gewinn der Versteigerung soll demnach in die Insolvenzmasse der
einstigen Nummer eins unter Deutschlands Drogeriemärkten gehen. Im Vergleich zu
dem milliardenschweren Schuldenberg, den Schlecker
angehäuft hatte, dürfte dabei aber nur eine sehr geringe Summe zustande kommen.
"Im Kern geht es darum, die Gebäude zu verkaufen", sagte der Sprecher. Zuvor
müsse aber das Inventar raus. Vor allem dazu diene die Versteigerung.
"Und zwar haben wir hier einen wunderbaren Akku-Aufbruchhammer von Würth",
schallt es aus den Lautsprechern. Damit beginnt der Verkauf des sogenannten
beweglichen Anlagevermögens der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker. Kurz gesagt heißt das: Alles, was nicht niet-
und nagelfest ist, kommt unter den Hammer. Geht der erste Aufbruchhammer noch
für 110 Euro an seinen neuen Besitzer, wird der Preis beim nächsten auf 170 Euro
getrieben. "Ich merk schon, Sie werden warm, die Aufbruchhämmer werden teurer",
kommentiert das der Auktionsleiter sichtlich zufrieden.
Für die versteigernde Firma Hanseatische Industrie-Consult lohnt sich
der Ausverkauf. Vom Warenwert erhält sie 18 Prozent Provision. Der Rest des
Verkaufswertes soll in die Insolvenzmasse eingehen, aus der die Gläubiger der
Drogeriekette bedient werden.
Interesse an den Schlecker-Regalen
Es ist Mittwochmorgen in Ehingen-Berg. Das ehemalige Zentrallager von
Schlecker ist weitgehend leergeräumt. Alles, was
noch da ist, wird versteigert. Dazu zählen vor allem Werkzeuge, Regalflächen
Bürogegenstände oder Fahrzeuge. Vorne in der Halle herrscht eine skurrile
Stimmung. Bierbänke stehen auf dem nackten Betonboden. Nach und nach machen es
sich Bieter darauf bequem. Anzugträger, Anpackertypen in Blaumännern, Damen in
Kostüm oder Steppjacke – innen geht es bunt zu im Kontrast zum grauen Himmel
über Ehingen draußen. Die ersten Bierflaschen mit Bügel ploppen auf.
Ulrike und Klaus hoffen auf eine Hebebühne. "Ich schraube selbst am
Auto", sagt Klaus, der genauso wie Ulrike aus Ehingen kommt und seinen Nachnamen
nicht verraten will. "Vor 18 Jahren habe ich mal beim Schlecker geschafft", erzählt Ulrike. Von der Pleite
zeigen sich die beiden aber nicht betroffen. Schade sei es nur um die Jobs.
Albert Heeren hat ein berufliches Interesse an den Waren. Sein
Import- und Exportunternehmen Meinex hat sich auf Ladenumbau spezialisiert - die
Regale sind für ihn von besonderem Interesse. Seit Montag ist er in Ehingen, hat
sich alle Artikel ganz genau angesehen. Aber wenn er nicht zum Zuge kommt, ist
er auch nicht böse. "So etwas wie hier gibt es selten", sagt er. Die Atmosphäre
sei einmalig.
Schlecker hat 1,075 Milliarden Euro Schulden aufgehäuft
Richtig vorbereitet geht Horst Angermayer in die Auktion. Der Inhaber
einer norddeutschen Regalbautechnik-Firma trägt ein DIN-A4-Blatt mit einer
selbstgezeichneten Tabelle vor sich her. Jede einzelne Position, die ihn
interessiert, ist darauf eingetragen. Es handelt sich um Regalflächen, maximal
8.640 Euro will er dafür ausgeben. Hinzu kommen die Provision und 19 Prozent
Mehrwertsteuer. Neu kann sich da mitunter eher lohnen, meint Angermeyer.
Ein Vertreter einer Firma, die Lagerhallen vermietet, steht dagegen
zwei Stunden nach Auktionsbeginn sichtlich zufrieden am provisorischen Büro an,
das von zwei Wachmännern mit Pistolen gesichert wird. Einen Akkuschrauber und
eine Stichsäge hat der Mann, der seinen Namen nicht nennen will, für zusammen
160 Euro erworben. Alleine der Schrauber hätte neu 800 gekostet, sagt er. Die
Sachen will er gleich mitnehmen. Später könnte noch ein Gabelstapler
hinzukommen, sagt er. Dazu muss er aber am Ende "Zum Ersten, zum Zweiten, zum
Dritten: Verkauft" hören.
Schlecker hatte im Januar Insolvenz
angemeldet. Seit Ende Juni sind sämtliche Läden geschlossen. Gut zwei Monate
später machten auch die Läden der zum Unternehmen gehörenden Ketten Schlecker XL und Ihr Platz dicht. 25.000 Beschäftigte
verloren ihren Arbeitsplatz. Das Familienunternehmen aus dem schwäbischen
Ehingen hatte Schulden über 1,075 Milliarden Euro angehäuft.(dapd/afp)
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