Solidaritätsfonds will Schlecker-Mitarbeiterinnen helfen
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Stuttgart. . Ehemalige Beschäftigte der insolventen Drogeriekette Schlecker können sich jetzt an einen Solidaritätsfonds wenden. Der Fonds will Beschäftigten helfen, die unverschuldet in Not geraten sind. Der Initiator sieht den Fonds allerdings auch als “Aufschrei“ und Kritik an der Untätigkeit der Politik.
Ein Solidaritätsfonds soll den ehemaligen Schlecker-Beschäftigten schnelle finanzielle Hilfe gewähren. Bundesweit können die von der Drogeriekette entlassenen 25.000 Mitarbeiter bis zu 400 Euro etwa zur Tilgung von Verbindlichkeiten oder für besondere Ausgaben beispielsweise bei Krankheit von nahen Angehörigen beantragen. "400 Euro ist sehr bescheiden, kann aber im Einzelfall eine große Hilfe sein", sagte der Stifter der Paul-Schobel-Caritas-Stiftung, Paul Schobel, am Dienstag in Stuttgart.
Die Aktion sei auch im Sinne eines Aufschreis zu verstehen, betonte Schobel. "Es geht nicht, Menschen so unvermittelt in Arbeitslosigkeit zu stürzen." Bislang hätten drei Frauen Geld erhalten, die Zahl der Anträge sei noch verhalten, weil der Fonds noch nicht so bekannt sei. Auch ohne Werbemaßnahmen seien in dem Fonds aber bereits 16.000 Euro zusammengekommen.
Gerichtsvollzieher stand bei ersten Frauen vor der Tür
Strobel sagte, der Fonds übernehme die Aufgabe, die eigentlich die Politik hätte erfüllen müssen. "Wenn Menschen in dem Umfang arbeitslos werden, muss es politischer Wille sein, sie wieder in Arbeit zu bringen", fügte er hinzu.
Stattdessen sei die Einrichtung von Transfergesellschaften gescheitert, in denen die entlassenen Frauen nach dem Willen von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hätten aufgefangen werden sollen. Seitdem werden die Frauen von der Bundesagentur für Arbeit betreut. Nach Kenntnisstand des Insolvenzverwalters wurden bisher weniger als 20 Prozent der ehemaligen Schlecker-Beschäftigten in neue Anstellungsverhältnisse vermittelt.
Die Folgen sind gravierend. So werden voraussichtlich zahlreiche Altgläubiger der Drogeriekette leer ausgehen. Insolvenzverwalter Geiwitz hatte am Montag bei Gericht die drohende sogenannte Masseunzulänglichkeit angezeigt, weil die geringe Vermittlungsquote der Entlassenen zu hohen Forderungen der Arbeitsagentur an die Insolvenzmasse führen wird.
Porsche-Betriebsrat Uwe Hück einer der ersten Spender
Aber auch für die einzelnen Beschäftigten ist der Gang in die Arbeitslosigkeit mitunter dramatisch. Die Verdi-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Leni Breymaier, sagte, schon im Mai hätten sich Frauen bei ihr gemeldet, dass der Gerichtsvollzieher vor der Tür stehe. Die Gewerkschaft unterstützt zusammen mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der evangelischen Kirche, der Betriebsseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Schlecker-Gesamtbetriebsrat den Fonds.
Ausverkauf bei Schlecker
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Die Schlecker-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Christel Hoffmann sagte, es gebe zwar Jobs im Einzelhandel. Dabei handle es sich aber um befristete Verhältnisse oder schlecht bezahlte Angebote. Bei ihr hätten sich Frauen gemeldet, denen fünf oder sechs Euro Stundenlohn angeboten worden seien. "Wie soll man davon leben", fragte sie. Alle Beteiligten forderten ein Umdenken in der Politik. Diese sei mit der Massenarbeitslosigkeit überfordert, sagte Hoffmann. "Hierzulande wird lieber Arbeitslosigkeit gefördert statt Arbeit", kritisierte sie.
Der erste prominente Spender, der Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück, sagte: "Was mich ärgert ist die Subventionsvergabe an die Industrie in Milliardenhöhe." Wenn es dann darum gehe, 25.000 Menschen eine Zukunft zu geben, sei kein Geld da. (dapd)
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