Essen. . Auf Kosten seiner Mitarbeiterinnen baute Anton Schlecker sein Drogeriemarkt-Imperium auf und scheiterte. Der Patriarch gilt als starrsinnig. Hohe Preise für die Kunden und das schlechte Image schadeten dem Konzern zusätzlich.

Es war ein geniales Konzept, als der Metzgermeister Anton Schlecker Mitte der 70er-Jahre in das damals aufblühende Drogeriemarkt-Geschäft einstieg. Er suchte sich kleine Ladenlokale in Wohngebieten und auf Dörfern aus.

Schlecker stieß mit seiner Strategie in eine Lücke. Sein gewaltiger Expansionsdrang bescherte ihm schließlich die Drogisten-Marktführerschaft in Europa. Den Gipfel erklomm der „eingetragene Kaufmann“ um 2007 herum, als es über 14 000 Filialen in 17 Ländern gab.

Doch in der Zwischenzeit hatte der mittlerweile steinreiche Familienunternehmer aus den Augen verloren, dass sich rund um seine verspiegelte Konzernzentrale in Schwaben die Welt weiter drehte. Während Schlecker eine Filiale nach der anderen mit engen Gängen, wenig Personal und einem überschaubaren Warenangebot eröffnete, hatte die Konkurrenz längst aufgerüstet.

Hohe Preise

Anton Schlecker
Anton Schlecker © foto: schlecker

Lebensmittel-Discounter stockten ihr Drogerie-Sortiment auf, und Schleckers Mitbewerber „dm“ und Rossmann eröffneten große, helle Filialen an Orten, wo Käufermassen zu erwarten waren. In die schäbigen Schlecker-Läden verirrten sich immer weniger Kunden. Denn die Wettbewerber waren inzwischen auch mit viel niedrigeren Preisen am Marktführer vorbeigezogen. Preis und Angebot sind die schärfsten Waffen im Einzelhandel.

Dass Shampoos und Seife bei Schlecker immer teurer wurden, war ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Umsätze in den Schlecker-Filialen einbrachen und die Verluste des Konzerns rasant wuchsen. Die Kunden sollten für Anton Schlec-kers Missmanagement bezahlen. Doch die blieben den Läden fern, zumal er das Image der Kette in den letzten Jahren immer weiter ramponierte. Schlagzeilen über minimale personelle Besetzungen in den Filialen, Überwachung von Mitarbeitern, vorgetäuschte tarifliche Bezahlung und der Geiz, die Läden nicht einmal mit einem Telefon auszustatten, schadeten dem Unternehmen zusätzlich. Das Fass zum Überlaufen brachte Schleckers Plan, Beschäftigten zu kündigen und sie als Leiharbeiter in einer neuen Gesellschaft wieder einzustellen. Seine Kinder korrigierten das später. Der Vater jedoch zeigte sich bis zum bitteren Ende seines Imperiums starrsinnig.