Berlin. . Vom Versandhandelskonzern der Wirtschaftswunderzeit bleibt nach der Insolvenz am 1. Oktober nur der Name des abgespaltenen Reiseunternehmens: Nach der Insolvenz stellt Neckermann zum 30. September den Betrieb ein. Es hat sich kein Interessent gefunden.
Der einstige Handelsriese Neckermann steht vor dem endgültigen Aus. „Die Geschäftsleitung gab bekannt, dass trotz noch laufender Gespräche bislang kein Investor für das Pleiteunternehmen gefunden werden konnte und es nun aus rechtlichen Gründen abgewickelt werden muss. Der gleichnamige Reiseveranstalter ist von der Insolvenz nicht betroffen. Die Touristiksparte gehört schon seit Jahren zu dem Urlaubskonzern Thomas Cook. Neckermann-Reisende müssen sich also keine Sorgen machen.
Die über 2000 Beschäftigten des Neckermann-Handels werden ab dem 1. Oktober keinen Job mehr haben. Der Insolvenzverwalter hat die Belegschaft darüber an diesem Mittwoch informiert. Das Insolvenzgeld läuft am Monatsende aus, und aus eigener Kraft kann das Unternehmen Löhne und Gehälter nicht bezahlen. „Über eine interne Jobbörse wurde bereits eine große Anzahl an Arbeitnehmern an andere Unternehmen vermittelt“, erklärte Neckermann.
Insolvenz im Juli
Seit Juli 2012 läuft der Insolvenzantrag von Neckermann. Der Versandhändler gehörte seit 2010 zum Finanzinvestor Sun Capital, der sich aber schon wieder zurückgezogen hat. Die Inhaber waren nicht mehr bereit, weitere Millionen zu investieren. Ob der letzte verbliebene Bieter von anfänglich 200 interessierten Investoren das Traditionshaus oder Teile davon rettet, ist noch offen. So werden drei Sparten, das Versandhaus, die Logistik sowie die Contact Heideloh GmbH dichtgemacht. Für die auf Übergrößen spezialisierte Textiltochter wurde jedoch ein Käufer gefunden.
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Die Kunden des Versandhändlers müssen sich einen neuen Anbieter suchen. Laut Insolvenzverwalter sind ab dem 30. September keine Bestellungen mehr möglich. Auch wird ab diesem Tag keine Ware mehr ausgeliefert. Der Ausverkauf laufe bereits seit mehreren Wochen. Gewährleistungsansprüche haben die Kunden gegen den Hersteller von Produkten.
Kind des Wirtschaftswunders
„Neckermann macht’s möglich“, lautete der bekannteste Werbespruch des von Josef Neckermann 1950 gegründeten Unternehmens. Während des Wirtschaftswunders ging die Firmenstrategie kleiner Preise und Gewinnmargen prächtig auf. Mit den großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese und steigenden Kosten begannen die Schwierigkeiten des Konzerns. der neben einem Kaufhaussortiment zwischenzeitlich auch Reisen und Versicherungen anbot.
Schließlich musste sich Josef Neckermann zurückziehen und Karstadt übernahm das Versandhaus. Die Touristiktochter ging an Thomas Cook. Auch der später unter dem Namen Arcandor geführte Karstadt-Konzern musste Insolvenz anmelden. Neckermann ging danach an den US-Investor Sun Capital. Nun scheint das Aus unvermeidlich.