Frankfurt/Main. Der Versandhändler Neckermann ist pleite. Der Eigentümer halte das Ergebnis der Sanierungsverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi “nicht für tragfähig“. Erst im April hatte Neckermann bekannt gegeben, sich vom Kataloggeschäft auf den reinen Internethandel zu verlagern.
Mit dem Versandhändler Neckermann ist ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen pleite. Wie Neckermann und die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch in Frankfurt am Main übereinstimmend mitteilten, war der US-Investor Sun Capital Partners als Alleineigentümer nicht bereit, eine Einigung zur Sanierung des Unternehmens mit der Belegschaft mitzutragen. Deswegen sei Insolvenzantrag gestellt worden.
Sun Capital Partners habe das Ergebnis der Sanierungsverhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern für "nicht tragfähig" erachtet und Neckermann deswegen mitgeteilt, "keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung" zu stellen, erklärten das Unternehmen und Verdi. Das Unternehmen könne deswegen nicht wie bisher fortgeführt werden. Der Insolvenzantrag sei deshalb "unausweichlich". Die Geschäftsführung werde aber alles daran setzen, das laufende Geschäft auch in der vorläufigen Insolvenz aufrechtzuerhalten.
US-Investor wollte Sanierung nicht mittragen
In den vergangenen Wochen hatten Neckermann zäh mit der Gewerkschaft Verdi und dem Betriebsrat verhandelt. Nach einem vorläufigen Scheitern der Sanierungsgespräche erzielten die Parteien am Mittwoch dann einen Kompromiss. Sie verständigten sich den Angaben zufolge "in begrenztem Umfang auf Abfindungen und Transfergesellschaften". Auch in weiteren Punkten sei eine Einigung zwischen Unternehmen und Belegschaft erzielt worden. Eigentümer Sun Capital Partners aber habe dieses Ergebnis nicht mitgetragen, erklärte Neckermann.
Erst im April hatte Neckermann seine Neuausrichtung bekanntgegeben. Das Unternehmen wollte das Geschäft mit dicken Versandhauskatalogen aus Papier vollständig beenden. Unter dem Namen Neckermann.de sollte es zum reinen Internet-Händler werden. In diesem Zuge wollte sich die Traditionsfirma auch von 1380 seiner rund 2500 Beschäftigten trennen. Das Sortiment sollte neu geordnet und in den Bereichen Technik und Möbel ausgebaut werden.
Neckermann, 1950 in Frankfurt am Main gegründet, hatte 1995 als eines der ersten Versandhäuser in Deutschland sein Onlinegeschäft www.neckermann.de gestartet - hielt aber auch am Kataloggeschäft fest. Neckermann gehörte bis Anfang 2008 zum ebenfalls pleite gegangenen Handelskonzern Arcandor. Arcandor war 2009 in die Insolvenz gerutscht. Zu dem Konzern gehörte auch der Versandhändler Quelle, der als Katalogversender ebenfalls Probleme hatte. (afp)