Essen. . RWE-Chef Peter Terium baut den Energiekonzern um. Die Folge ist ein Standortwettbewerb mehrerer NRW-Städte. Es geht um eine neue Konzernsparte mit 18.000 Jobs. Hoffnungen machen sich Essen und Köln. Auch die Pläne zum Stellenabbau im Konzern werden konkreter. Knapp 2500 Stellen sollen wegfallen.
Der neue RWE-Chef Peter Terium treibt den Umbau des Essener Energiekonzerns voran. Die Botschaft des Niederländers, der im Juli die Nachfolge von Jürgen Großmann angetreten hat, ist eindeutig: RWE muss sparen und effizienter werden. Derzeit verhandelt die Konzernführung auch über die Verlagerung und den Abbau von Arbeitsplätzen. Wie aus dem Umfeld des Konzerns verlautete, sollen insgesamt knapp 2500 Stellen wegfallen. Bereits beschlossen war der Abbau von knapp 8000 Arbeitsplätzen, der allerdings zur Hälfte über den Verkauf von Firmen erfolgen sollte.
Auch eine neue Konzernstruktur will Terium dem Unternehmen verpassen. Die Kraftwerksaktivitäten bündelt der RWE-Chef in einer neuen Erzeugungsgesellschaft, die zum Jahreswechsel an den Start gehen soll. Die Einheit wird dann für sämtliche Steinkohle-, Braunkohle- und Gaskraftwerke sowie für die Atommeiler von RWE zuständig sein. Einen entsprechenden Beschluss hat der RWE-Vorstand am Donnerstag gefasst, wie Konzernkreise dieser Zeitung bestätigten.
In der neuen Kraftwerkssparte sind rund 18 000 Mitarbeiter in Deutschland, Großbritannien und in den Niederlanden beschäftigt. Der Standort für die Holding der neuen Konzernsparte soll in NRW liegen. Infrage kommen Essen und Köln, denkbar sei aber auch ein Standort, der zwischen diesen beiden Städten liegt, heißt es im Umfeld von RWE. Dortmund spiele hier keine Rolle. Welche Stadt den Zuschlag erhält, soll bis zum Herbst entschieden sein.
Montanmitbestimmung soll der Vergangenheit angehören
Die bisherigen Aufgaben der Kölner Erzeugungsgesellschaft RWE Power gehen in der neuen Unternehmenseinheit auf. Ziel sei es, durch die Neugründung mittelfristig Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Doppelfunktionen im Management sollen abgebaut werden, der Einkauf erfolgt zentral.
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Als Chef der neuen Sparte wird der RWE-Manager Matthias Hartung gehandelt. Er ist derzeit Geschäftsführer der Kraftwerksbausparte RWE Technology. Für die erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie bleibt weiterhin die RWE-Sparte Innogy zuständig.
Erstmals gründet RWE eine neue Tochterfirma als „Societas Europaea“, kurz SE. Das wirkt sich auch auf die Mitspracherechte der Arbeitnehmer in der neuen Kraftwerkssparte aus. Bei RWE Power gilt derzeit die Montanmitbestimmung, die den Belegschaftsvertretern mehr Einfluss als in anderen Branchen sichert. Üblich bei einer SE-Gesellschaft wären zwölf Aufsichtsräte. Um den Gewerkschaften entgegenzukommen, erwägt die RWE-Führung, einen größeren Aufsichtsrat zu schaffen. Ein Arbeitsdirektor im Vorstand, für dessen Bestellung die Stimmen der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat notwendig sind, ist bei der Rechtsform SE nicht vorgesehen.
Verlagerung nach Osteuropa
Derzeit beschäftigt RWE etwa 72 000 Mitarbeiter, davon knapp 42 000 in Deutschland. Terium hatte die Belegschaft bei seinem Amtsantritt auf Einschnitte vorbereitet. Es werde angestrebt, dass der Stellenabbau sozialverträglich erfolgt, also ohne betriebsbedingte Kündigungen, heißt im Konzernumfeld.
RWE steht unter Druck: Durch den Atomausstieg und die Folgen der Energiewende kommt weniger Geld in die Kasse. Die Konzernführung prüft weiterhin, Bereiche wie das Rechnungswesen und die Lohnbuchhaltung nach Osteuropa zu verlagern. Auch die Verlagerung von Teilen der IT-Abteilung wird erwogen. Über einen Standort in der slowakischen Stadt Kosice verfügt RWE bereits.