Düsseldorf. Der Streit zwischen Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals und der Metro-Grupp, die an dem Unternehmen beteiligt ist, geht weiter. Kellerhals denkt im Interview über eine Trennung von Metro nach, weiß aber, dass ihm dafür Geld fehlt. Doch von einer Einigung sind die Streithähne auch weit entfernt.
Einen Tag vor dem Schiedsgerichtstermin im Kampf um die Macht beim Elektronikfachhändler Media-Saturn hat Firmengründer Erich Kellerhals den Metro-Konzern scharf angegriffen und die weitere Zusammenarbeit in Frage gestellt. "Die Metro neigt zu höherem Risiko. Ich kalkuliere erst genau und handele dann", sagte der 72-Jährige in einem am Montag veröffentlichten Interview der "Süddeutschen Zeitung". "Wenn der Streit nicht beigelegt werden kann, müssen wir vielleicht über neue Gesellschafter nachdenken." Kellerhals räumte allerdings ein, dass dies allein schon aus finanziellen Gründen nicht einfach wäre. "Aber eine Trennung von der Metro müsste - wenn wir sie denn wollten - erst mal finanziert werden." Er selbst wolle seine Anteile nicht verkaufen. Die Metro lehnte einen Kommentar ab.
Kellerhals und das Management des Konzerns liegen seit längerem im Clinch über den Kurs bei dem größten europäischen Elektronikhändler. Der Streit entzündet sich insbesondere an dem Beirat, den Metro bei Media-Saturn gegen den Willen der Firmengründer und Miteigner Kellerhals und Leopold Stiefel eingerichtet hat. Es geht um die Frage, worüber das Gremium entscheiden kann und mit welcher Mehrheit. Am Dienstag soll darüber ein Schiedsgericht beraten, nachdem sich das Oberlandesgericht München nach vorläufiger Rechtsauffassung nicht zuständig sieht. Ort und Zeit des Treffens werden geheim gehalten. Offen ist, ob es zu einem Schiedsspruch kommt.
Streit zwischen Metro und dem Saturn-Gründer kann vor Gericht kaum gelöst werden
Kellerhals räumte ein, dass ohne einen Einigungswillen auf beiden Seiten der Machtkampf nicht beigelegt werden kann. "Mir ist klar, dass sich der Gesellschafterstreit mit juristischen Mitteln nicht lösen lässt", sagte er der Zeitung. Wie immer auch ein Urteil ausfallen würde, gebe es die Möglichkeit, jeden Beschluss des Beirats vor Gericht anzufechten. "Gerichtlich kann es keinen Verlierer und keinen Gewinner geben." Bislang hätten beiden Seiten in dem Streit allerdings noch nie vor einer gütlichen Einigung gestanden. Theoretisch könne der Fall vor dem Bundesgerichtshof landen. "Es scheint mir, als habe die Metro sich festgefahren." Kellerhals erklärte sich bereit, einen Mediator einzuschalten.
Dieser hätte einiges zu tun, meldete er in dem Interview doch Zugleich Zweifel an der Kompetenz des Metro-Vorstandschefs und früheren Finanzvorstands Olaf Koch an. "Ich fordere seit langer Zeit einen Handelsmann an der Spitze der Metro. Es reicht nicht, einfach nur Finanzpakete hin und her zu schicken", hielt Kellerhals dem Konzern vor. "Man muss wissen, wie der Handel tickt." Schon mit Kochs Vorgänger Eckhard Cordes hatte er sich kräftigt beharkt. Sie warfen sich etwa gegenseitig vor, den Vorstoß von Saturn und Media Markt im Internetgeschäft zu bremsen. Kellerhals bescheinigte Koch, weniger aggressiv in der Öffentlichkeit aufzutreten. "Koch scheint mir ein ruhigerer Typ. In der Sache ist er genauso kompromisslos."
Saturn-Gründer hat schon sechs Metro-Vorstände kommen und gehen sehen
Mit dem Management des Handelskonzerns kann Kellerhals auch insgesamt wenig anfangen. "Die Metro plant etwas, macht eine schöne Presseerklärung und schaut, dass der Börsenkurs hoch geht. Klappt es nicht, verabschieden sich die Vorstände oder sie werden verabschiedet. Ich habe jetzt schon sieben Metro-Vorstände erlebt", sagte Kellerhals. "Die Vorstände haben mitunter wilde Ideen, schließlich brauchen sie in den drei oder fünf Jahren ihrer Vertragslaufzeit Erfolge."
Der Metro sind die Veto-Rechte von Kellerhals und Stiefel bei Media-Saturn seit langem ein Dorn im Auge. Der Handelsriese will sie aushebeln, um Entscheidungen bei der Tochter schneller durchsetzen zu können. Das Landgericht Ingolstadt hatte es Metro allerdings im Herbst verwehrt, diese mit Hilfe eines Beirats auszuhebeln, um Entscheidungen bei Media-Saturn schneller durchzusetzen. Weil Metro Rechtsmittel dagegen einlegte, landete der Fall vor dem Oberlandesgericht. Metro hält gut 75 Prozent an dem Betreiber der Handelsketten Media Markt und Saturn, benötigt aber laut Firmenstatuten für wichtige Entscheidungen eine Mehrheit von 80 Prozent. (rtr)