Augsburg. Vor dem Landgericht Augsburg hat der Prozess gegen den ehemaligen Chef der Elektronikmarktkette Media Markt begonnen. Michael Rook soll gegen die Zahlung von Schmiergeldern Aufträge im Wert von insgesamt 65 Millionen Euro exklusiv vergeben haben. Bis zu einem Urteil könnte es jedoch lange dauern.
Der ehemalige Deutschland-Chef der Elektronikmarktkette Media Markt steht seit Mittwoch in Augsburg vor Gericht. Der Ex-Vorstand der Geschäftsführung, Michael Rook, soll laut Anklage zwischen 2005 und 2011 zusammen mit einem Regionalmanager Firmen Aufträge im Volumen von 65 Millionen Euro zugeschanzt haben. Dafür kassierten sie offenbar jeweils rund 2,5 Millionen Euro Schmiergeld.
Mitangeklagt sind sieben weitere mutmaßlich Beteiligte, gegen drei wird allerdings gesondert verhandelt. Acht von ihnen sitzen seit Herbst 2011 in Untersuchungshaft, darunter auch Rook und der Regionalmanager Bruno H. Mit Urteilen ist zunächst noch nicht zu rechnen. Das Landgericht hat acht Verhandlungstermine bis Anfang August angesetzt.
Es geht um 253 Einzelvorgänge
Die Bestechung soll im Zusammenhang mit dem Verkauf von DSL-Verträgen in den Media Märkten an eigens gekennzeichneten Verkaufspunkten durch externe Arbeitskräfte stehen. Zusammen mit Bruno H. soll Rook vereinbart haben, entsprechende Aufträge nur an bestimmte Firmen zu vergeben, von denen sie dafür Schmiergelder erhielten. Insgesamt ist von 253 Einzelvorgängen die Rede, bei denen knapp fünf Millionen Euro Schmiergelder geflossen sein sollen.
Prozess beginnt mit Befangenheitsantrag gegen einen der Richter
So erhielt zunächst ein ebenfalls mitangeklagter Geschäftsführer aus Wetzlar Aufträge im Volumen von fast 50 Millionen Euro, obwohl es günstigere und qualitativ bessere Angebote von Konkurrenzunternehmen gegeben hätte. Nachdem die Firma 2010 insolvenzbedingt aufgelöst wurde, soll das Geschäftsmodell über zwei eigens zu diesem Zweck gegründete Gesellschaften in Hamburg mit einem Gesamtauftragsvolumen von rund 15 Millionen Euro bis 2011 fortgeführt worden sein. Die beiden Geschäftsführer dieser Firmen sitzen ebenfalls auf der Anklagebank.
Der Prozess begann am Mittwoch allerdings nur zögerlich. Gleich zu Beginn stellte die Verteidigung eines mitangeklagten Geschäftsmannes einen Antrag auf Befangenheit. Sie hält die Richter für befangen, da es vor Beginn der Hauptverhandlung Gespräche über Straferwartungen bei Geständnissen gegeben habe, erläuterte sie zum Prozessauftakt. Anschließend wurde der Prozess zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt. (dapd)