Essen. . Nicht nur bei E.on stehen den Mitarbeitern harte Einschnitte bevor. Auch der Essener Konzern will offenbar weiter Stellen streichen. Das deutete der designierte Chef Peter Terium an. Zudem vollzieht er einen Bruch mit dem Atomkurs seines Vorgängers Jürgen Großmann.

Bei Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger RWE droht ein weiterer Stellenabbau. „Auch bei RWE stehen harte Entscheidungen an“, sagte der künftige RWE-Chef Peter Terium wenige Wochen vor seinem Amtsantritt. Das Unternehmen werde das Geschäft mittel- und langfristig mit weniger Mitarbeitern führen müssen. Allerdings soll der Stellenabbau nach seinen Worten sozialverträglich erfolgen.

Details nannte der Manager nicht. Zuerst wolle das Unternehmen die notwendigen Maßnahmen mit den Mitarbeitern besprechen. Terium betonte: „In drei Jahren wird der Konzern nicht mehr die gleichen Strukturen haben wie jetzt.“ Solche Anpassungen seien ein ständiger Prozess.

Terium rückt zum 1. Juli an die Spitze des zweitgrößten deutschen Versorgers.

Bruch mit Großmanns Kurs

Terium will zudem einen Schlussstrich unter den Pro-Atom-Kurs seines Vorgängers Jürgen Großmann ziehen. RWE werde keine neuen Atomkraftwerke mehr bauen, weder im Ausland noch im Inland, sagte der Manager wenige Wochen vor seinem Amtsantritt. Das finanzielle Risiko von Reaktor-Neubauten sei „für den Konzern nicht zumutbar“.

Der Schritt hatte sich bereits Ende März abgezeichnet, als RWE und E.on ihre Pläne aufgaben, gemeinsam in Großbritannien mit einem Kostenaufwand von bis zu 17 Milliarden Euro fünf bis sechs neue Atomkraftwerke zu bauen. Das eigens dafür gegründete Gemeinschaftsunternehmen Horizon Nuclear Power steht nun zum Verkauf.

Statt in Atomkraft will Terium verstärkt in erneuerbare Energien investieren. Dabei kommt auch die bislang von RWE eher kritisch beurteilte Solarenergie zu neuen Ehren. Der Preisverfall bei Solarmodulen sei um ein Vielfaches höher ausgefallen als erwartet, sagte Terium. Vor allem in Südeuropa und Nordafrika würden Investitionen in Sonnenenergie damit attraktiv. Doch auch in Deutschland sei das Unternehmen bereit, zusammen mit Partnern wie etwa den Stadtwerken den Bau von Solarparks voranzutreiben, wenn der Subventionsrahmen stimme.

Vorläufig keine neuen Kohle- und Gaskraftwerksprojekte

Terium setzt sich damit deutlich von seinem Vorgänger Großmann ab, der einer der profiliertesten Atomkraft-Befürworter in Deutschland war und in Schlüsselrolle bei der Verlängerung der Reaktorlaufzeiten kurz vor der Atomkatastrophe von Fukushima spielte. Auch nach der Energiewende hatte Großmann wenig Zweifel daran gelassen, dass er den raschen Ausstieg aus der Kernenergie für einen Fehler hielt.

Doch auch beim Bau neuer Gas- und Kohlekraftwerke tritt Terium auf die Bremse. Auch konventionelle Kraftwerksprojekte werde RWE „in absehbarer Zeit“ nicht in Angriff nehmen, sagte der Manager. Die regulatorischen Rahmenbedingungen dafür seien in Europa zurzeit nicht gegeben. Der Hintergrund: Wegen des Einspeisevorrangs für erneuerbare Energien und gesunkener Großhandelspreise wird der Betrieb konventioneller Kraftwerke für die Energiekonzerne zunehmend unattraktiv. (dapd)