Essen. . Der Energiekonzern RWE bewirbt sich um die Zulassung seines Firmenkürzels als Domain-Endung. Etwa 143.000 Euro hat das Unternehmen für die bloße Bewerbung zahlen müssen. Auch Rot-Weiss-Fans dürfen hoffen, dass sie die Abkürzung nutzen dürfen - wenn der Energieversorger mitspielt.
Für Michael Welling wird die nächste Saison der Rot-Weissen eine ziemlich spannende, nicht nur rein sportlich gesehen. Denn wenn der Vorsitzende der Kicker von RWE mal wieder beim gleichnamigen Sponsor zu Gast ist, dem Energieriesen vom Opernplatz, man über Erfolge auf dem Rasen, die Zukunft des Traditionsvereins spricht, seine Fans und aktuell 3.534 Mitglieder, wird eine Abkürzung im Internet wohl ein Thema sein: „.rwe“ Was das ist? Etwas, das RWE-Fan noch fehlt, eine Domainendung, die klar macht, dass sie dem Verein zu tiefst verbunden sind. Sie wären die einzigen Fans in Deutschland, die sich die Endung ihres Vereins für ihre eigene Internetseite und E-Mailadresse sichern könnten. Wenn der Energieriese mitspielt.
RWE nennt keine Details
Denn der hat sich jüngst um die so genannte Top-Level-Domain „.rwe“ bei der internationalen Vergabestelle, der ICANN (siehe Box), beworben – als einziger Bewerber – und hat somit gute Chancen, den Zuschlag zu erhalten. Etwa 143.000 Euro hat das Unternehmen für die bloße Bewerbung zahlen müssen. Bekommt es den Zuschlag, spielt .rwe ab 2013 mit .de, .net und .com in einer Liga.
Ob RWE-Mitglieder und Fans wie Michael Welling dann zum Internetseiten wie www.michael.welling.rwe nutzen dürfen, steht aber noch nicht fest. Genau so gut könnte es möglich sein, dass das Unternehmen die Domain-Endung nur für sich und seine Mitarbeiter verwendet und keine Externen mitspielen lässt. Auf NRZ-Anfrage sagt Konzernsprecher Peter Hoscheidt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir, während der Bewerbungsprozess läuft, keine Details nennen können. RWE bewirbt sich um eine solche Domain, weil wir denken, dass das auch gut zu unserer voRWEgehen-Strategie passt.“
Eine Alternative für Fans aus dem Ruhrgebiet könnte die Domain-Endung „.ruhr“ sein, um die sich das Essener Unternehmen „regiodot“ nun beworben hat. Die „regiodot GmbH & Co. KG“ wurde auf Initiative der Gesellschafter des „Sutter Telefonbuchverlag“ gegründet, um das von der ICANN ausgeschriebene Bewerbungsverfahren für Domain-Endungen zu durchlaufen, um ab 2013 als Betreiberin und als zentrale Registrierungsstelle der .ruhr-Domains zu fungieren. Sie ist eine Tochter des „Sutter Verzeichnisverlag“.
"Eine gute Investition"
Bernhard Lüders, Geschäftsführer des „Sutter Telefonbuchverlag“ und von „regiodot“ hat eine Vision – die Region ins Internet zu bringen. Bei der ICANN hat er sich mit der jungen Firma um die Domain-Endung „.ruhr“ beworben – ein „sehr kompliziertes Verfahren“, betont er. Beibringen musste er einen dicken Ordner mit Begründungen, warum seine Firma den Zuschlag für .ruhr bekommen soll – und zahlreiche Nachweise, dass sie fähig ist, die Endung weltweit zu vermarkten.
Doch er ist zuversichtlich und hat sogar den Regionalverband Ruhr auf seiner Seite. „Mit dieser regionalen Domain eröffnet sich für die Metropole Ruhr die Möglichkeit, ein Alleinstellungsmerkmal im Internet zu erlangen, das die Wahrnehmbarkeit des Ruhrgebiets in diesem wichtigen Kommunikationssystem deutlich erhöht“, sagt Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel. Wer eine regionale Adresse im Internet besitze, würde leichter und schneller von Suchmaschinen wie Google gefunden. Das gelte für den kleinen Betrieb um die Ecke genauso wie für den international agierenden Großkonzern, Privatpersonen, Freiberufler oder öffentliche Einrichtungen – „einfach für alle, die in der Metropole Ruhr leben oder arbeiten und sich dieser Region verbunden fühlen“, so Lüders.
Die „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“ (ICANN) mit Sitz in den USA entscheidet über die Grundlagen der Domain-Verwaltung und somit über die technischen Aspekte des Internets. Sie wird oft als „Weltregierung“ des Internets bezeichnet. Bereits 2008 hatte sie der Einführung neuer Domain-Endungen zugestimmt und so den Grundstein für eine der größten Revolutionen im Internet gelegt. Bis zum 30. Mai 2012 nahm die ICANN schließlich Anträge entgegen. „Obwohl die Bewerbung sehr komplex und teuer ist, bin ich mir sicher, dass es eine gute Investition ist“, sagt Bernhard Lüders. Schon jetzt bilde „.ruhr“ einen Bestandteil von mehr als 10.000 Domains. Lüders: „Das verstehen wir als deutlichen Indikator für das Bedürfnis vieler Ruhrgebietler, ihre Verbundenheit zur Region zum Ausdruck zu bringen.“
Fast 2000 Bewerbungen
Von den 1930 Bewerbungen, die bei der ICANN eingegangen sind, beziehen sich 66 auf geografische Namen, 116 sind inter- nationalisierte Domain-Endungen – auf arabisch, chinesisch oder kyrillisch. Die Bewerbungen kommen aus 60 Ländern – 911 aus Nordamerika, 675 aus Europa, 303 aus asiatisch-pazifischen Bereich, 24 aus Lateinamerika sowie der Karibik und 17 aus Afrika. Beispiele: .apple, .amex, .aol, .bauhaus, .bayern, .beer, .berlin, .blog, .book., .casa, .casino, .city, .club, .coffee, .art, .design, .dubai, golf, .hamburg, .hotel, .lidl, .linde, .madrid, .man, .moskow, .music, .paris, .pizza, .saarland, .sap, .schmidt, .schaeffler, .schwarz, .sex, .spiegel. .sport, .store, .theater, .tickets, .tirol, .tokyo, .vip, .volkswagen, .walter, .web, .wien, .world, .wtc, .yoga, .zuerich. Eine komplette Liste sowie weitere Infos gibt’s im Internet unter: www.icann.org
Mieten oder kaufen könne der normale Internetnutzer Domains, sofern alles klappt, ab 2013 bei Registratoren wie Strato und 1und1. Sie entscheiden, wie teuer die Domain-Endung am Ende für den Kunden wird. Lüders rechnet damit, dass eine Domain nicht teurer als 30 Euro jährlich wird. Infos zu „regiodot“ und „.ruhr“ gibt’s unter www.dotruhr.de. Vorbestellungen sind bei einigen Domain-Anbietern bereits möglich, zum Beispiel unter: www.webwide.de