Essen. Der größte deutsche Stromproduzent RWE hat im ersten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet. Der scheidende Konzernchef Großmann spricht dennoch von einem “recht guten Start“ ins neue Jahr - obwohl der Düsseldofer Rivale Eon nach eigenen Angaben die Talsohle bereits durchschritten hat.

Der Abwärtstrend beim größten deutschen Stromproduzenten RWE hält auch im neuen Jahr an. Der Atomausstieg, niedrigere Margen in der Stromerzeugung und Probleme im Gasgeschäft ließen das nachhaltige Nettoergebnis des Energieriesen im ersten Quartal 2012 erneut um 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro einbrechen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz lag dagegen mit 15,6 Milliarden Euro nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau.

Der Essener Konzern bleibt damit deutlich hinter der Entwicklung des Düsseldorfer Rivalen Eon zurück, der am Mittwoch eine Steigerung des nachhaltigen Konzernüberschusses um 27 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro bekannt gegeben hatte und die Talsohle nach der Energiewende bereits hinter sich sieht.

In einem Brief an die Aktionäre zeigte sich der scheidende RWE-Chef Jürgen Großmann dennoch zuversichtlich für die Zukunft des Konzerns und sprach von einem "recht guten Start" ins neue Jahr, auch wenn sich dies in den Zahlen noch nicht widerspiegele. So sei RWE inzwischen bei den Nachverhandlungen der verlustträchtigen langfristigen Gaslieferverträge ein gutes Stück vorangekommen. Mehr als die Hälfte des jährlichen Gasbezugs orientierten sich inzwischen nicht mehr am Mineralöl, sondern an den deutlich günstigeren Spotmarktpreisen, sagte Finanzvorstand Rolf Pohlig.

Mit drei der wichtigsten Lieferanten steht eine Einigung allerdings noch aus. RWE rechne jedoch spätestens 2013 mit dem Abschluss der Preisrevisionen, was zu "erheblichen Entlastungen" führen werde, betonte Großmann. Außerdem ernte der Konzern zunehmend die Früchte der schon vor Jahren eingeleiteten Erneuerung seines Kraftwerksparks.

RWE-Aktie im Minus

Trotz des Gewinneinbruchs im ersten Quartal bekräftigte Großmann die Erwartung, im Gesamtjahr ein betriebliches Ergebnis und ein nachhaltiges Nettoergebnis auf dem Niveau von 2011 erreichen zu können. Der Ergebnisrückgang im Quartalsvergleich lasse sich nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen, da das erste Quartal 2011 noch nicht durch die Auswirkungen der Energiewende belastet gewesen sei, erklärte das Unternehmen.

Fortschritte gibt es bei den Verhandlungen zwischen RWE und dem Land Berlin über den Verkauf der RWE-Beteiligung an den Berliner Wasserbetrieben. Pohlig sagte, es gebe inzwischen einen unterschriftsreifen Vertrag, der nur noch abgesegnet werden müsse. Details nannte er nicht. Doch betonte der Manager, er sei zuversichtlich, "dass wir bald zu einer veröffentlichungsfähigen Lösung kommen".

Am Montag hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, dass Berlin den 24,95-prozentigen RWE-Anteil an den Wasserbetrieben für 618 Millionen Euro kaufen werde. Zunächst habe der Konzern mehr als 800 Millionen Euro gefordert, hieß es.

An der Börse sorgten die Nachrichten aus Essen allerdings für wenig Begeisterung. Bis zum Nachmittag verlor die RWE-Aktie fast drei Prozent an Wert.