Essen. . Die Elektronikkonzerne Sony und Nintendo stecken in der Krise. Jetzt versuchen sie vom Branchenprimus Apple zu lernen. Der hat seine gesamte Produktpalette aufeinander aufgestimmt.

Fünf Milliarden Euro Nettoverlust, 10 000 Arbeitsplätze auf der Streichliste: Sony steckt auch im vierten Jahr in Folge in der Krise. Konkurrent Nintendo muss hinnehmen, dass die Umsätze um 50 Prozent einbrechen. Neuerscheinungen bleiben hinter den Verkaufserwartungen zurück, der allgemeine Preisverfall bei Computern und Unterhaltungselektronik besorgt den Rest. Den ehemaligen japanischen Vorzeigekonzernen fehlt ein Konzept, das alle Produkte miteinander verbindet – so wie bei Apple. Die Kalifornier haben’s vorgemacht. Der Computer, das Handy, der Download-Service im Internet, alles aus einem Guss – und miteinander verknüpft. Das soll auch bei Sony so werden.

Ein Vorgeschmack darauf gibt die aktuelle Fernsehwerbung der Japaner. „Drei ganz kleine Roboter sorgen dafür, dass im Smartphone alles geht“, sagt eine Kinderstimme. „Und dann schießen sie damit raus wie eine Rakete und bringen ein Lied, Bild oder Video“ – aufs Handy, den Fernseher oder den Computer. Bislang tun sich die Japaner allerdings schwer, das auch so in die Tat umzusetzen.

Immer im Internetladen

Theoretisch taugt etwa Sonys Spielekonsole „Playstation 3“ als Multimedia-Zentrale fürs Wohnzimmer, lässt aber noch immer Bedienkomfort vermissen. Im Internet surfen? E-Mails checken? Wird damit zur Geduldsprobe. Das kann Branchenprimus Apple besser. Jedes Gerät verfügt über einen Browser und einen Anschluss zum firmeneigenen Internetladen. Ein Benutzerkonto gilt für alle Geräte. Gekaufte Songs, Filme oder Miniprogramme, die Apps, sind im Idealfall auf allen Geräten verfügbar. Und ein sogenannter Clouddienst macht persönliche Daten von jedem Ort der Welt verfügbar, vorausgesetzt, der Nutzer verfügt über eine Verbindung ins Internet.

Sonys Leid gleicht dem des Konkurrenten Nintendo: Mit viel Tamtam hatten die Japaner ihre tragbare Spielekonsole 3DS angekündigt. Nur: Das Gerät verkauft sich schlecht. 250 Euro für einen Minicomputer, mit dem man nur spielen kann und der nur wenig mehr bietet als der Vorgänger? Und dann noch 30 bis 40 Euro pro Spiel bezahlen? Das wollten zu wenige. Nintendo reagierte mit einer massiven Preissenkung. Aktuell gibt’s das Gerät für 150 Euro. Auch Sony senkte den Preis für das 3DS-Pendant Playstation Portable (PSP).

Billig hat Apple nicht nötig

Eine Billigstrategie, um die Kundschaft anzulocken, hat Apple nicht nötig. Die Preise der Geräte liegen oft 25 bis 50 Prozent über denen der Konkurrenz – und gehen trotzdem weg wie warme Semmeln. Von September bis Dezember 2011 verkaufte Apple allein 37 Millionen Handys, ein neuer Rekord. Die Kalifornier haben es geschafft, mit ihren Produkten ein Lebensgefühl zu verbinden, der „Muss-ich-haben-Effekt“. Etwas, das Sony und Nintendo auch schon mal gelungen ist, mit zwei legendären Erfindungen: Walkman und Gameboy.

Den Japanern haben die Smartphones mittlerweile ordentlich in die Suppe gespuckt. Die leistungsfähigen Multimediahandys sind schnell genug, auch Computerspiele in ordentlicher Qualität auf ihren immer größer werdenden Bildschirmen darzustellen – und die Spiele kosten nur einen Bruchteil dessen, was Nintendo und Sony der Kundschaft abverlangen.

Ein tolleres Spielerlebnis?

Die Japaner wurden nicht müde zu erwähnen, ihre Spiele seien aufwendiger und böten ein tolleres Spieleerlebnis. Doch Smartphone-Besitzer versüßen sich ihre Zeit lieber bei einer Partie „Angry Birds“. Mit „wütenden Vögeln“ muss man auf Schweine schießen, die den Piepmätzen die Eier geklaut haben. Klingt abgedreht, tat dem Absatz aber keinen Abbruch. 50 Millionen Mal wurde der Titel bislang heruntergeladen. Das Spiel kostet gerade einmal 79 Cent.

Schenkt man einem Gerücht im Netz Glauben, plant Apple jetzt auch noch eine eigene Spielekonsole. Das hatte der 2011 verstorbene Firmengründer Steve Jobs stets abgelehnt. Konzernchef Tim Cook aber sei jetzt bei einem Besuch des Spieleentwicklers Valve ertappt worden. Valve machte nicht nur mit großartigen Computerspielen wie „Half Life“ von sich reden, sondern konnte mit „Steam“ eine erfolgreiche Verkaufsplattform im Netz etablieren.

Eine Kooperation, die den Japanern das Leben noch schwerer machen dürfte.