San Francisco. Das neue iPad von Apple verkauft sich in den ersten Tagen sehr gut: Schon drei Millionen Exemplare sind über die Ladentheke gegangen. Apple beschert das neue Tablet-Gerät allerdings weniger Gewinne als die Vorgänger. Das liegt an den höheren Herstellungskosten.
Der Technologiekonzern Apple hat nach eigenen Angaben bereits drei Millionen Exemplare seiner neuesten Version des Tabletcomputers iPad verkauft. Mit diesem Ergebnis am ersten Verkaufswochenende handele es sich um den bisher stärksten Start eines iPad, erklärte der stellvertretende Marketing-Chef Philip Schiller am Montag (Ortszeit) in San Francisco. Das neue iPad ist seit Freitag in zehn Ländern erhältlich, darunter die USA, Deutschland, Australien und Hongkong. Am kommenden Freitag geht der Tabletcomputer in rund zwei dutzenden weiteren Ländern an den Verkaufsstart.
Die neue iPad-Generation verfügt über einen deutlich besseren Bildschirm und einen schnelleren Prozessor als die Vorgängermodelle. Apple baute ein sogenanntes Retina-Display ein, dessen Auflösung viermal so hoch wie beim iPad 2 ist. Die Kamera im iPad wurde laut Apple ebenfalls verbessert. Wie das iPhone erhält das neue iPad eine Sprachsteuerung.
Apple zahlt Aktionären erste Dividende seit 17 Jahren
Apple schüttet einen üppigen Geldregen über seinen Aktionären aus. Der US-Konzern kündigte am Montag eine Quartalsdividende in Höhe von 2,65 Dollar je Aktie an. Die Ausschüttung soll erstmals im vierten Quartal des Finanzjahres 2012 erfolgen, das am 1. Juli beginnt. Zugleich gab der iPhone- und iPad-Hersteller vor US-Börsenstart bekannt, in den kommenden Jahren Aktien im Wert von insgesamt zehn Milliarden Dollar zurückzukaufen.
Die Nasdaq-Futures drehten nach der Veröffentlichung der Apple-Pläne ins Minus. Apple versicherte, trotz der Investitionen über "eine Kriegskasse für strategische Gelegenheiten" zu verfügen. Vor der Bekanntgabe der Dividenden- und Aktienrückkaufpläne belief sich der Wert von Bargeld und Wertpapieren des teuersten börsennotierten Unternehmens der Welt auf etwa 98 Milliarden Dollar.
Anstehen fürs neue iPad
Apple macht mit neuem iPad wohl weniger Gewinn
Mit dem in der vergangenen Woche auf den Markt gekommenen neuen iPad macht Apple nach Einschätzung der Marktforschungsfirma IHS iSuppli weniger Gewinn als mit dem Vorgängermodell. IHS iSuppli zerlegte das neue iPad direkt nach seinem Erscheinen in seine Einzelteile und fand dabei, dass diese vermutlich teurer sind als die des iPad 2. Verkauft wird das neue iPad aber zum gleichen Preis wie früher das iPad 2, nämlich ab 479 Euro (499 Dollar).
Apple hat bislang alle drei Generationen des iPads zu Preisen auf den Markt gebracht, die es der Konkurrenz schwer gemacht haben mitzuhalten. Der Gewinn bei jedem verkauften iPad liegt unter dem von jedem iPhone. Insgesamt bleibt Apple aber hoch profitabel: bei einem Umsatz von 81 Milliarden Dollar lag der Gewinn im vergangenen Jahr bei 33 Milliarden Dollar.
iPad kostet in der Herstellung laut Studie nur 364 Dollar
Laut iSuppli kostet ein neues iPad mit 32 Gigabyte Speicher und Mobilfunkmodem, das im Handel für 729 Dollar erhältlich ist, in der Herstellung 364,35 Dollar. Das sind neun Prozent mehr als vor einem Jahr beim iPad 2, das 335 Dollar kostete. Die entsprechende Version des ersten iPads kostete 2010 nach Schätzungen von iSuppli 276 Dollar.
Die fünf größten Hersteller von Tablet-Rechnern
Die Hauptgründe für den gestiegenen Preis beim neuen iPad sind der hochauflösende Bildschirm und der größere Akku, den das Gerät braucht. Das Display, das eine vier Mal so hohe Auflösung hat wie der Vorgänger, kostet Apple nach Schätzungen von iSuppli 87 Dollar plus 40 Dollar für die berührungsempfindliche Oberfläche. Die neue Batterie hat zwar 70 Prozent mehr Leistung, die wird aber auch vom Bildschirm verbraucht, wodurch die Akku-Laufzeit des neues iPads die gleiche ist wie beim iPad 2.
Größter Lieferant von iPad-Bauteilen ist offenbar Samsung Electronics. Es lieferte den Bildschirm, den iSuppli untersuchte, und auch alle Prozessoren im iPad. ISuppli vermutet, dass Samsung auch die Batterie und die Speicher-Bauteile für einige der neuen iPad-Modelle geliefert hat. Insgesamt stamme wohl die Hälfte der Bauteile von Samsung, erklärte iSuppli. Zu ihren Geschäftsbeziehungen äußern sich Apple und Samsung nicht. Nicht in den von iSuppli geschätzten Kosten enthalten sind Ausgaben für die Software, das Design oder den Transport.
Amazons Kindle-Fire
iPad-Nachfrage lässt Preise für andere Tablets steigen
Dank der starken Nachfrage nach dem neuen iPad von Apple und Konkurrenzmodellen wie dem Kindle Fire von Amazon wird der Markt für Tablet-Rechner in diesem Jahr stärker wachsen als bislang angenommen. Die Marktforschungsfirma IDC korrigierte ihre Erwartungen nach oben und verwies dabei darauf, dass schon in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres mehr Tablet-PC verkauft worden seien als erwartet. Für 2012 werde nun mit 106 Millionen verkauften Tablet-PC gerechnet statt mit 88 Millionen.
Im Vergleich zu 2011, als fast 69 Millionen Geräte abgesetzt wurden, bedeuten die neuen Zahlen, dass der Markt für Tablet-Rechner vermutlich noch einmal um mehr als 50 Prozent wächst.
Seit dem Erscheinen des ersten iPads 2010 sind Millionen Menschen zu den einfach zu benutzenden und leicht zu transportierenden Geräten gewechselt. Aber auch in Unternehmen und Bildungseinrichtungen kommen sie immer mehr zum Einsatz.
Tablet-Markt wächst, Absatz traditioneller PCs wächst
Der Aufstieg der Tablet-Computer geht einher mit einem zumindest in den Industriestaaten nur noch stagnierenden wachsenden Absatz traditioneller PCs. Die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner erwartet für dieses Jahr nur noch ein relativ schwaches Wachstum von vier Prozent. Für dieses Jahr rechnet Gartner mit fast 370 Millionen verkauften PCs, das ist das 3,5-Fache von dem, was IDC für Tablets erwartet.
Das Wachstum bei den traditionellen PCs kommt zumeist aus den sich entwickelnden Märkten. In den industrialisierten Ländern gibt es Hinweise darauf, dass die Menschen den Kauf von Ersatzgeräten für ältere PCs aufschieben und stattdessen Tablet-PCs kaufen. "Die meisten warten auf einen echten Grund für ein Upgrade", sagt Tom Mainelli, Forschungsdirektor bei IDC. Der Grund könnte Ende des Jahres kommen, wenn Microsoft eine neue Version seines Betriebssystems Windows für PCs und Tablets vorstellt.
Mit 68,7 Millionen Tablet-PCs, die im vergangenen Jahr abgesetzt wurden, sind neun Prozent mehr verkauft worden, als IDC erwartet hatte. 2010 wurden 19,4 Millionen Tablets verkauft. Laut IDC wurden allein im letzten Quartal des vergangenen Jahres schon 28,2 Millionen Tablet-Computer abgesetzt.
200.000 Apps für das iPad entwickelt
Mehr als ein Drittel aller für die Geräte von Apple zur Verfügung stehenden Apps wurden gezielt für das iPad entwickelt. Insgesamt gebe es derzeit 585.000 Programme im App Store im Internet, erklärte Apple. Davon seien mehr als 200.000 Apps für das iPad entwickelt worden und keine "aufgeblasenen Apps für Smartphones", wie Apple-Chef Tim Cook sagte. Die große Zahl an Programmen ist ein Grund für die Popularität der Apple-Produkte. (dapd, rtr)