Essen. Im Sommer hatten der russische Energieriese Gazprom und der Essener Energieversorger RWE Gespräche über ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen aufgenommen. Die Verhandlungen laufen zum Jahresende aus. Nun will Gazprom in Bayern Gaskraftwerke bauen.
Die im Juli verkündete Zusammenarbeit von RWE und dem russischen Energieriesen Gazprom ist geplatzt: Beide Unternehmen beschlossen "in gegenseitigem Einvernehmen", ihre Gespräche über mögliche gemeinsame Gas- und Kohlekraftwerke zu beenden, wie RWE am Donnerstag in Essen mitteilte. Mehr Erfolg hatte der Dax-Konzern am Aktienmarkt, wo er eine Kapitalerhöhung abschloss.
Im Sommer hatten sich RWE und Gazprom darauf verständigt, Gespräche über ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen zu führen. Dieses sollte in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien Kraftwerke bauen und betreiben. Doch die Verhandlungen würden nun "zum Jahresende auslaufen", teilte RWE nun mit.
Konstruktive Gespräche, aber keine Zusammenarbeit
Vorstandschef Jürgen Großmann erklärte, die Gespräche seien "sehr konstruktiv" gewesen, "bedauerlicherweise" hätten beide sich nicht auf einen "für beide Seiten tragfähigen Rahmen für eine Zusammenarbeit einigen" können. Eine Konzernsprecherin verwies auf eine "schwierige Marktsituation" angesichts derer die Gespräche "an einen Punkt gelangt waren, wo wir nicht mehr weitergekommen sind". Genauere Angaben machte sie nicht.
Großmann und Gazprom-Chef Alexej Miller hatten im Juli ein so genanntes "Memorandum of Understanding" unterzeichnet. Ein solches Dokument legt die Eckpunkte eines noch abzuschließenden Vertrages fest. Die Vereinbarung war eigentlich im Interesse beider Konzerne: RWE benötigt nach dem Beschluss zum Atomausstieg frisches Geld. Gazprom, bereits jetzt der wichtigste Gaslieferant Deutschlands, hat seit langem Interesse an einem stärkeren Engagement hierzulande.
Gazprom in Bayern?
Dieses Vorhaben will Gazprom nun in Bayern umsetzen. Am Mittwoch unterzeichneten der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), dessen Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) und Gazprom-Chef Alexej Miller eine gemeinsame Erklärung. Laut dieser wollen das russische Großunternehmen und die Landesregierung im kommenden Jahr gemeinsam nach geeigneten Standorten für Gaskraftwerke im Freistaat suchen.
RWE seinerseits kam an der Börse an frisches Geld. Am Donnerstag schloss das Unternehmen seine Kapitalerhöhung ab, über die es 2,1 Milliarden Euro einnahm. Der Konzern hatte für insgesamt 80,4 Millionen Aktien zu je 26 Euro ausreichend Käufer gefunden. Die Börse zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Nummer zwei unter den Energieversorgern in Deutschland. Der Kurs der RWE-Aktie stieg am Handelsplatz in Frankfurt am Main um rund zweieinhalb Prozent auf knapp 27 Euro. (afp)