Düsseldorf. . Energieriese RWE will im Kraftwerks-Geschäft künftig mit Gazprom an einem Strang ziehen. Der russische Energiekonzern hatte bereits vor einigen Monaten sein Interesse signalisiert, künftig eine größere Rolle auf dem deutschen Markt zu spielen.

Deutschlands größter Stromproduzent RWE und der russische Gaskonzern Gazprom planen eine strategische Partnerschaft beim Bau und Betrieb von Kraftwerken in der Bundesrepublik und anderen Ländern. Gazprom-Chef Alexey Miller und der RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann unterzeichneten am Donnerstag in Rom eine entsprechende Absichtserklärung.

In den kommenden drei Monaten soll nun darüber verhandelt werden, wie bestehende oder neu zu errichtende Steinkohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Ländern in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden könnten, teilte RWE mit. Für diese Zeit sei RWE der exklusive Gesprächspartner des russischen Gasriesen, hieß es.

Miller sagte: "Die Energiewirtschaft ist eine der Prioritäten von Gazprom in Europa." Angesichts der jüngsten Entscheidung der Deutschen Regierung zum Ausstieg aus der Kernenergie sehe das Unternehmen gute Chancen für den Bau neuer, moderner Gaskraftwerke in der Bundesrepublik.

Bedenken beim Kartellamt

Großmann erklärte, ein Erfolg der Verhandlungen könne für beide Seiten Wachstumschancen eröffnen. Die Vereinbarung könne die Basis für Partnerschaften bei Kohle- und Gaskraftwerken in und außerhalb Deutschlands werden und eine sichere und wettbewerbsfähige Gasversorgung für RWE sichern.

Der russische Energiekonzern hatte bereits vor einigen Monaten sein Interesse signalisiert, künftig eine größere Rolle auf dem deutschen Markt zu spielen, etwa als Betreiber von Gaskraftwerken. Beim Bundeskartellamt stießen die Ankündigungen allerdings auf Bedenken. Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte erst vor wenigen Tagen: "Eine Verbindung zwischen Gazprom und RWE müsste man sich unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten sehr genau ansehen."

Wenn ein großer Produzent wie Gazprom mit einem großen Händler wie RWE zusammengehe, sei dies nicht unproblematisch für den Wettbewerb, hieß es bei der Wettbewerbsbehörde - zumal Gazprom in Deutschland bereits zusammen mit BASF den Gasversorger Wingas betreibe.

Der RWE-Chef sieht sich nach dem erzwungenen Ausstieg aus der Atomenergie unter Handlungsdruck. Um die hohe Verschuldung des Essener Konzerns in den Griff zu kriegen und Mittel für Investitionen zu beschaffen, plant er nicht nur milliardenschwere Unternehmensverkäufe, sondern sucht auch nach starken Partnern. (dapd)