Hamburg. . Russlands Präsident Medwedew wolle die geplante Kooperation zwischen Gazprom und RWE Medienberichten zufolge direkt mit Bundeskanzlerin Merkel besprechen. In den an RWE beteiligten Kommunen regt sich unterdessen heftiger Widerstand gegen den Coup von RWE-Chef Großmann.

Die mögliche Partnerschaft zwischen dem russischen Energiekonzern Gazprom und dem deutschen Stromproduzenten RWE soll nach „Spiegel“-Informationen bereits in den kommenden Tagen auf höchster politischer Ebene thematisiert werden.

Russlands Präsident Dimitri Medwedew wolle die geplante Kooperation bei den gemeinsamen Regierungskonsultationen in Hannover direkt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besprechen, berichtete das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf Verhandlungskreise. Im Gespräch sei nicht nur die Bildung einer gemeinsamen europäischen Kraftwerkstochter, sondern mittelfristig sogar eine Beteiligung von Gazprom am Essener Konzern.

In den an RWE beteiligten Kommunen regt sich laut „Spiegel“ unterdessen heftiger Widerstand gegen den Überraschungscoup von RWE-Chef Jürgen Großmann. Sie glaubten, dass der umstrittene Manager vor der am 8. August geplanten Sondersitzung des Aufsichtsrates lediglich seine Machtposition festigen wolle und dabei sogar eine Zerschlagung des Ruhrgebietskonzerns in Kauf nehme. Das jedoch wollten die Kommunen unter allen Umständen verhindern.

Führungskräfte strafen RWE-Chef für harten Atomkurs ab

Auch bei den Führungskräften hat RWE-Chef Jürgen Großmann mit seinem unnachgiebigen Kurs beim Atomausstieg viel Ansehen verspielt. Mit einer Schulnote von 3,8 fiel Großmann in der regelmäßigen Umfrage „Manager nach Noten“ des Unternehmensberaters und IT-Dienstleisters Manfred Niedner aus Wiesbaden auf den vorletzten Platz. Bei der vorigen Umfrage im Dezember lag der Strommanager noch im Mittelfeld.

„Die harte Position des RWE-Chefs nach Fukushima hat ihn Ansehen gekostet“, erklärte Niedner am Sonntag. Denn 61 Prozent der Führungskräfte halten den schnellen Atomausstieg der Bundesregierung nach der japanischen Kernschmelze für richtig. Entsprechend befürworten 63 Prozent den eher diplomatischen Kurs des RWE-Wettbewerbers E.ON. Dessen Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen konnte sich in der Befragung von der Note 3,7 auf 3,3 verbessern und belegt damit einen Platz im Mittelfeld.

VW-Chef Winterkorn an der Spitze

Alle sechs Monate befragt Niedners Unternehmen MC IT Solutions 1.000 deutsche Führungskräfte nach ihrer Urteilen über 15 Konzernlenker. Ihre Leistungen werden nach Schulnoten von 1 bis 6 beurteilt.

An der Spitze des Rankings steht erneut der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, der seine Note gegenüber Dezember 2010 nochmals um 0,2 Punkte auf 1,9 verbesserte. Winterkorn liegt damit mit deutlichem Abstand vorn. Daimler-Chef Dieter Zetsche, erstmals Zweiter, folgt mit der Note 2,4. „Zetsche hat Mercedes eindrucksvoll zurück an die Spitze der weltweiten Automobilindustrie geführt. Das goutieren jetzt die Manager“, sagte Niedner. (dapd)