Essen. . Die Kapitalerhöhung des Essener RWE-Konzerns war erfolgreich. Das Unternehmen nahm am Dienstag etwa 2,1 Milliarden Euro mit der Ausgabe zusätzlicher Aktien ein. Die Städte mit RWE-Anteilen dürften nun jedoch an Einfluss verlieren.
RWE hat mit seiner Kapitalerhöhung etwa 2,1 Milliarden Euro eingenommen. Sämtliche 80,4 Millionen angebotenen Aktien – zum Bezugspreis von 26 Euro – seien bei institutionellen Anlegern platziert worden, teilte der Essener Stromkonzern gestern mit.
Die Kapitalspritze dürfte RWE ein wenig Luft bei zukünftigen Investitionen geben, denn sie senkt die Verschuldungsquote des Dax-Unternehmens. Dadurch kann sich RWE Geld zu besseren Konditionen leihen. „Die positive Aufnahme der Kapitalmaßnahme zeigt das Vertrauen der Märkte und bestätigt die Akzeptanz unserer Strategie“, sagte RWE-Chef Jürgen Großmann.
Ungeteilt positiv fiel das Echo allerdings gar nicht aus. Der Kurs der RWE-Aktie fiel nach Verkündung der Erhöhung am Morgen um über zehn Prozent, allerdings erholte er sich später.
„Zähneknirschend“ nahm der Verband der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA) den Schritt zur Kenntnis, der allerdings im Aufsichtsrat von der kommunalen Seite mit durchgewunken wurde. „Nachdem die Hauptversammlung die Kapitalerhöhung beschlossen hatte, die betriebswirtschaftlich notwendig ist, haben wir uns mit diesem Gedanken vertraut gemacht“, sagte VKA-Geschäftsführer Ernst Gerlach im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe. Immerhin habe man das wichtige Schachtelprivileg retten können, das den Städten Steuervorteile bringt. Die Dividenden des RWE-Konzerns sind durch das Schachtelprivileg von der Gewerbesteuer befreit.
„Die Legitimation der vier kommunalen Aufsichtsräte ist noch geringer als zuvor“
Allerdings wird durch den Schritt der Aktien-Anteil der Städte verwässert, weil zahlreiche hoch verschuldete Städte kaum in der Lage sein dürften, die frischen Aktien zu kaufen. Bereits im August hatte der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann (SPD) angekündigt: „Wir werden im Interesse der Bürger darauf achten, dass der Konsolidierungskurs der Kommunen fortgesetzt wird.“
Die Dortmunder Stadtwerke DSW21 äußern die Erwartung, dass die Kapitalerhöhung nicht zu einer Kürzung der Dividende führt.
Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist dagegen hoch erfreut, dass RWE mit der Kapitalerhöhung eine Entscheidung gegen die Interessen der Städte durchgesetzt habe und sich immer mehr emanzipiere. Für Tüngler hat es beinahe historische Dimensionen, dass der städtische RWE-Anteil unter 25 Prozent sinken werde. „Damit ist die Legitimation der vier kommunalen Aufsichtsratsmitglieder noch geringer als sie ohnehin schon war.“
Ebenfalls erfreulich sei es, dass RWE es überhaupt gelungen sei, so ein dickes Aktienpaket am Kapitalmarkt zu platzieren. „Die Investoren scheinen also durchaus Potenzial bei RWE zu sehen“, so Tüngler.