Essen. . Plötzlich stehen die Interessenten Schlange: Für den Warenhaus-Konzern Kaufhof gibt es gleich mehrere Kaufangebote. Sollte der Karstadt-Eigentümer Berggruen zum Zuge kommen, könnte das die deutsche Warenhaus-Landschaft grundlegend ändern.

Schon seit dreieinhalb Jahren steht die Warenhauskette Kaufhof auf der Verkaufsliste von Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes. Doch was der Manager auch versuchte, einen neuen Eigentümer für Kaufhof fand er nicht. Ironie des Schicksals: Kurz vor seinem Abgang könnte Cordes doch noch einen Investor finden. Denn plötzlich scheinen die Interessenten für einen Einstieg bei der Warenhauskette Schlange zu stehen.

Es gebe Gespräche sowohl mit dem Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen als auch mit der österreichischen Immobiliengruppe Signa, bestätigte der Kaufhof-Mutterkonzern Metro. Auch die spanische Kaufhauskette Corte Inglés sei interessiert.

Die Warenhauskette Kaufhof ist trotz ihrer Größe immer noch die kleinste Tochterfirma des Düsseldorfer Handelsriesen Metro, zu dem auch die Elektronikketten Saturn und Media Markt sowie die Real-Supermärkte gehören. Als Grund für die angestrebte Trennung von Kaufhof nennt der Metro-Konzern die kaum vorhandenen Expansionspotenziale im Ausland. Metro-Aktionäre hatten sich Milliardenerlöse aus einem Verkauf von Kaufhof erhofft. Auch der Duisburger Haniel-Konzern, der mit gut 34 Prozent wichtigster Aktionär der Metro ist, könnte von einer möglichen Sonderdividende nach einem Kaufhof-Deal profitieren.

Deutsche Warenhaus AG

Auch eine tiefgreifende Neuordnung der Warenhausbranche in Deutschland ist denkbar. Sollte der Karstadt-Eigentümer Berggruen bei Kaufhof zum Zug kommen, werden die seit Jahren diskutierten Pläne für eine „Deutsche Warenhaus AG“ wieder realistischer. Allerdings äußerte sich die Gewerkschaft Verdi mit Blick auf eine Warenhaus-Allianz bereits skeptisch. Es besteht die Sorge, dass es zu Filialschließungen und Stellenstreichungen kommen könnte. Kaufhof hat 134 Filialen und beschäftigt rund 24 500 Mitarbeiter. Für Karstadt arbeiten etwa 24 000 Beschäftigte in 119 Filialen sowie in der Essener Firmenzentrale.

Neben Berggruen greift auch ein Grieche nach Kaufhof. Bereits seit Tagen führt Metro Sondierungsgespräche mit der österreichischen Immobilienfirma Signa, hinter der sich unter anderem der griechische Reeder und Kunstsammler George Economou verbirgt. Geführt wird die Firma Signa vom österreichischen Geschäftsmann René Benko, der keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit lässt. „Wir sind stark interessiert und hoffen, die Verhandlungen in den nächsten Wochen zu Ende bringen zu können“, sagte er. Die für eine Kaufhof-Übernahme erforderliche Finanzkraft sei vorhanden. Economou sei mehrfacher Milliardär. Auch der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, ein „vermögender Mitaktionär“ von Signa, solle eine Kaufhof-Übernahme unterstützen.

Gefüllt Kriegskassen

Auch Berggruen dürfte über erhebliche finanzielle Reserven verfügen. Die 1984 gegründete Berggruen Holdings verfügt eigenen Angaben zufolge über ein Eigenkapital von mehr als zwei Milliarden Dollar. Investiert ist das Geld in eine Vielzahl von Projekten in Europa, Asien und Amerika. Dazu gehören Immobilien in Berlin, eine indische Hotelkette, Windparks in der Türkei und Medien-Engagements in Spanien und Portugal. Berggruens erstes größeres Investment in ein deutsches Unternehmen war der Kauf des insolventen Möbelproduzenten Schieder im Oktober 2007. Im Juni 2010 hatte Berggruen die insolvente Warenhauskette Karstadt übernommen. Seit dieser Zeit gibt es Spekulationen über eine mögliche Fusion mit Kaufhof.

Bis es zu einer Entscheidung kommt, dürften noch einige Tage vergehen. Auch viele Aufsichtsräte der Metro wurden von der Entwicklung um Kaufhof überrascht. Auf der Tagesordnung zur Gremiensitzung am Mittwoch befand sich noch kein Hinweis zu den laufenden Gesprächen mit potenziellen Kaufhof-Investoren.