New York/Washington.
Die Ratingagentur Fitch hat zum Rundumschlag in der weltweiten Bankenbranche ausgeholt. Die Agentur überprüft diverse Großbanken auf eine mögliche Herunterstufung - darunter die Deutsche Bank. Zugleich wächst in Spanien die Sorge vor der Herabstufung und Portugals Regierungschef kündigte harte Sparmaßnahmen in einer „Zeit des nationalen Notstands“ an.
Neben der Deutschen Bank gehörten die US-Kreditinstitute Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs zu den Geldhäusern, die auf der Fitch-Beobachtungsliste mit einem negativen Vorzeichen stünden. In Europa würden die Viability Ratings und langfristige Emittenten-Ratings von Barclays Bank, BNP Paribas, Credit Suisse und Sociéte Générale auf eine Abwertung hin geprüft.
„Auch große Banken können zusammenbrechen“
Begründet wurde dieser negative Ausblick damit, dass die Geschäftsmodelle dieser Banken besonders anfällig für die wachsenden Schwierigkeiten seien, denen sich die Finanzmärkte gegenübersähen. Zwar gehörten die Banken zu den größten Finanzhäusern der Welt, erklärte Fitch. „Die neuere Geschichte zeigt aber, dass auch große Banken zusammenbrechen können.“ Die derzeitigen Risiken hätten große Ähnlichkeiten mit denen während der Finanzkrise 2008.
Fitch stufte zudem die Landesbank Berlin und die Berlin-Hannoversche Hypothekenbank um einen Punkt herab. Die Wertung „A+“ werde der tatsächlichen Stabilität der Banken gerechter.
Zugleich senkte die Agentur die Bewertung der Schweizer Großbank UBS um eine Stufe auf „A“, um eine Stufe gesenkt wurde auch die Bonität der britischen Banken Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland. Begründet wurde dies mit einer abnehmenden Bereitschaft der Regierungen beider Länder, Banken gegebenenfalls mit Steuergeldern zu stützen.
Spaniens Ausblick: negativ
Eine Woche nach der Ratingagentur Fitch hat auch Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit Spaniens herabgestuft. Die Kreditwürdigkeit der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone werde um einen Punkt von „AA“ auf „AA-“ gesenkt, zudem sei der Ausblick negativ, teilte die Agentur am Donnerstag in Washington mit.
Grund für die Herabstufung Spaniens seien unter anderem die „ungewissen Wachstumsaussichten“ des Landes, erklärte Standard & Poor’s. So führte die Agentur die hohe Arbeitslosigkeit, die schwierige Finanzsituation und eine „wahrscheinliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bei Spaniens wichtigsten Handelspartnern“ an. Vor einer Woche hatte die Ratingagentur Fitch die langfristige Kreditwürdigkeit Spaniens um zwei Stufen von „AA+“ auf „AA-“ herabgestuft.
Für Spanien dürfte die Einschätzungen der Ratingagenturen bedeuten, dass es noch teurer wird, Geld an den Finanzmärkten zu leihen. Der negative Ausblick bedeutet, dass Spanien zudem eine weitere Herabstufung droht. Am Dienstag hatte Standard & Poor’s bereits die Bonität großer spanischer Banken wie Santander und BBVA herabgestuft.
Portugal streicht Beamten 2012 zwei Gehälter
Portugals Regierungschef Pedro Passos Coelho stimmte sein Land auf drastische Einsparungen im kommenden Jahr ein. Am Donnerstagabend stellte er in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache den vom Kabinett beschlossenen Haushalt für 2012 vor, der harte Sparschnitte vorsieht. „Das Land durchlebt eine Zeit des nationalen Notstandes“, sagte der Regierungschef. „Wir müssen mehr, viel mehr tun als ursprünglich geplant.“
Coelho kündigte unter anderem an, dass Staatsbedienstete mit einem Monatsgehalt von über 1000 Euro vorübergehend auf ein 13. und 14. Monatsgehalt verzichten müssten. Die Mehrwertsteuer soll erhöht, Ausgaben bei Bildung und Gesundheit sollen gekürzt werden. Coelho betonte, die Maßnahmen würden nur solange gelten, wie das Land von internationaler Hilfe abhängig sei.
Das hoch verschuldete Portugal hatte vom Internationalem Währungsfonds (IWF) und der EU im Mai die Zusage für ein Hilfspaket von 78 Milliarden Euro erhalten und sich im Gegenzug zu strikten Sparmaßnahmen verpflichtet. rtr/afp