Berlin.. Die Euro-Krise erreicht die Banken. Die Situation europäischer Institute wird immer prekärer. Es droht eine neue Bankenkrise mit Folgen für Unternehmen und Bürger.
Weil die Rating-Agentur Moody´s zwölf britische und neun portugiesische Banken herabstufte, wird die Situation der europäischen Finanzhäuser immer prekärer. Drei Jahre nach der Lehman-Pleite droht eine neue Bankenkrise. Welche Auswirkungen könnte sie für Bürger und Unternehmen haben und wie kann Politik gegensteuern?
Die Alarmsignale
Wenn Rating-Agenturen die Bonität von Staaten oder Banken herabstufen, warnen sie Investoren, dass ihr Geld eventuell in Gefahr ist. Im Falle der französisch-belgischen Bank Dexia scheint diese Situation schon da zu sein. Damit das Institut nicht zusammenbricht, wollen es die französische und belgische Regierung stützen. Ein weiteres Warnsignal: Kreditausfallversicherungen werden teurer. Das bedeutet: Kapitalgeber haben mehr Sorgen, dass die Darlehen, die sie Staaten und Banken gegeben haben, nicht oder nur teilweise zurückgezahlt werden. Eine wichtige Ursache für die aktuelle Schwäche vieler Banken ist, dass der Wert von Staatsanleihen Griechenlands und anderer EU-Staaten sinkt. Deshalb müssen die Institute wohl einen Teil ihres Kapitals als Verlust abschreiben.
Geldkreislauf versiegt
Geraten Banken in Nöte, sind andere Institute weniger bereit, ihnen Kredite zu geben. Kurzfristige Darlehen von Bank zu Bank sind aber für den Betrieb notwendig – die meisten Institute können große Geschäfte nur mit Hilfe der Konkurrenz abwickeln. Wenn nun das Misstrauen stark zunimmt, leihen sich die Banken untereinander kaum noch Geld – wie 2008. Dann fällt es den Instituten auch schwerer, Kredite an Unternehmen zu vergeben. Darüber klagten 2009 viele deutsche Firmen. Bekommen sie keine Kredite für Investitionen, müssen sie Arbeitsplätze streichen.
Geld von der EZB
Damit der Geldkreislauf in Gang bleibt, können sich die Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen. Aktuell steigt die Summe dieser Zentralbankgelder stark an: Vergangene Woche liehen sich Europas Banken bei der EZB 700 Milliarden Euro. Und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet kündigte an, den Geschäftsbanken im Rahmen zweier neuer Programme günstige Kredite bis ins Jahr 2012 hinein zur Verfügung zu stellen.
Geld vom Staat
Der zweite Weg, Banken zu retten, besteht darin, ihnen Geld der Regierungen, letztlich der Steuerzahler anzubieten. Nach dem Lehman-Crash gründete die Bundesregierung dafür den Bankenrettungsfonds Soffin, der über bis zu 480 Milliarden Euro verfügte. Neue Anträge hilfsbedürftiger Institute sind aktuell nicht mehr möglich. Grundsätzlich könnte man den Mechanismus aber wieder in Gang setzen. Außerdem kann der neue europäische Stabilisierungsfonds EFSF einspringen.
Die dritte Krise
In der Finanzkrise ab 2007 haben die Regierungen den Banken mit Hunderten Milliarden geholfen. Dadurch aber stieg die Staatsverschuldung, weshalb nun auch Staaten gestützt werden müssen. Jetzt greift die dritte Umdrehung der Schuldenschraube: Erneut brauchen Banken Hilfe, aber wenige Regierungen sind dazu noch in der Lage. Die EZB springt ein, indem sie Geld in den Markt pumpt. Mögliche Folge: höhere Inflation.