Sydney. . Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Kreditwürdigkeit Italiens um eine Bonitätsstufe von A+ auf A herabgestuft. Wie die Agentur am späten Montagabend mitteilte, bleibt der weitere Ausblick zudem „negativ“.

Neuer Nackenschlag in der europäischen Schuldenkrise: Italien bekam von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) eine schlechtere Bonitätsnote verpasst. Mitten in der Zitterpartie um neue Finanzhilfen für das von der Pleite bedrohte Griechenland nährt die Herabstufung die Angst vor einem Übergreifen der Krise auf andere Staaten. An den asiatischen Devisenmärkten gab der Euro am Dienstag um über einen halben US-Cent nach auf 1,3610 Dollar . Die Tokioter Börse fiel im frühen Handel um 1,4 Prozent.

Die S&P-Experten begründeten ihren Schritt mit den schwachen Wachstumsaussichten des Landes. Diese würden auch durch das Reformprogramm der italienischen Regierung nicht entscheidend verbessert. S&P verwies auf die fragile Regierungskoalition in Rom und die politischen Differenzen im Parlament. „Wir glauben, dass das reduzierte Tempo von Italiens wirtschaftlicher Aktivität die revidierten Finanzziele der Regierung schwer erreichbar macht“, konstatierten die Experten. Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird Regierungskreisen zufolge ihre Konjunkturprognosen für dieses und das kommende Jahr senken. Ein Sparpaket im Volumen von knapp 60 Milliarden Euro soll dazu beitragen, dass Italien bis 2013 einen ausgeglichenen Haushalt erreicht.

Weiterer Ausblick: negativ

Die Kreditwürdigkeit des Landes wird von S&P nun nur noch mit der Note „A/A-1“ bewertet, das ist eine Stufe niedriger als die bisherige Note „A+/A-1+“. Der Ausblick für die weitere Bewertung bleibe negativ, teilte die Agentur mit. Die Herabstufung durch S&P kam überraschend. An den Finanzmärkten war damit gerechnet worden, dass zuerst die Ratingagentur Moody’s ihre Note für das Land senken würde. Die Moody’s-Analysten hatten vergangene Woche mitgeteilt, sie bräuchten für ihre Entscheidung noch einen weiteren Monat Zeit.

Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Das Land ächzt unter einem Schuldenberg von 1,9 Billionen Euro. Es steht mit 120 Prozent seiner Wirtschaftsleistung in der Kreide.

An den asiatischen Märkten reagierten die Investoren verschreckt. „Immer noch mehr von denselben schlechten Nachrichten“, sagte Nomura-Volkswirt Stephen Roberts in Sydney. Dadurch steige die Ansteckungsgefahr in der Krise. Dies treibe die Anleger in sichere Anlagen.

Griechenland im Zentrum der Aufmerksamkeit

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht Griechenland. Der Euro-Schuldensünder braucht dringend neue Finanzspritzen der Geldgeber EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (EZB). Sollte diese sogenannte Troika der Regierung in Athen nicht die erforderlichen Reformfortschritte bescheinigen, ist die nächste milliardenschwere Hilfstranche in Gefahr - und dem Land droht die Staatspleite. Die Gespräche mit den Troika-Experten sollen am heutigen Dienstag fortgesetzt werden. Ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums äußerte sich zuversichtlich, dass es dann zu einem Durchbruch kommt. Die Regierung werde voraussichtlich am Mittwoch zu einer Kabinettssitzung zusammenkommen und danach eine Erklärung abgeben. (rtr)