Frankfurt/Main. Im Deutschen Transportgewerbe sind nach Ansicht des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung durch die Krise 80.000 Arbeitsplätze gefährdet. Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt sagte am Samstag, er rechne mit einer Verdopplung der Insolvenzen.

Die Zahl der Insolvenzen im Transportgewerbe wird sich nach Einschätzung des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) in diesem Jahr verdoppeln. BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt sprach in Interviews der «Neuen Osnabrücker Zeitung» und der «Wirtschaftswoche» von der schwersten Krise der Nachkriegszeit in dieser Branche. Daher brauche es «keine sonderliche Kühnheit zu der Annahme, dass eine Verdoppelung der Insolvenzfälle kommt». Insgesamt stünden 80.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Nach übereinstimmenden Informationen der beiden Blätter wurden im ersten Halbjahr 2009 bereits 445 Firmenpleiten gemeldet. Im gesamten Vorjahr war für 531 der insgesamt 55.000 Speditionen endgültig Schluss. Laut BGL ist die Zahl der Betriebe, die stillschweigend vom Markt verschwunden sind, noch um ein Mehrfaches höher als die Zahl der Transportunternehmen, die wegen einer Insolvenz schließen mussten. Seit Jahresanfang seien bereits mehr als 60.000 mautpflichtige Lkw abgemeldet worden, betonte Schmidt.

Ende der Talfahrt ist nicht absehbar

Hauptursache für die bedrohliche Entwicklung sei der extreme Nachfrageeinbruch durch die Wirtschaftskrise, sagte der BGL-Geschäftsführer. Besonders betroffen seien kleine Transporteure, die vielfach als Subunternehmen für große Speditionen fahren, die wiederum mit Konzernen langfristige Logistikverträge ausgehandelt haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts transportierten Deutschlands Spediteure von Januar bis August dieses Jahres 14 Prozent weniger Güter über die Straßen als noch 2008.

Der Logistikexperte an der TU Darmstadt, Hans-Christian Pfohl, sagte der «Wirtschaftswoche», viele Fuhrunternehmer hätten es nicht verstanden, sich ein Stück weit unabhängig von den reinen und letztendlich preisgetriebenen Transportleistungen aufzustellen. «Wer nur transportiert, ist austauschbar und chancenlos, dem Preisdruck, der von oben nach unten weitergereicht wird, Paroli zu bieten», sagte Pfohl Ein Ende der Talfahrt sei nicht abzusehen. (ap)