Essen. Der Essener Stahlkonzern ThyssenKrupp hat Umsatz und Gewinn in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern wuchs um neun Prozent auf 545 Millionen Euro. Analysten hatten jedoch deutlich mehr erwartet.

Die Anlaufverluste neuer Stahlwerke in den USA und Brasilien verhageln dem Mischkonzern ThyssenKrupp weiter die Bilanz. Das Unternehmen steigerte zwar im dritten Quartal des seit Oktober 2010 laufenden Geschäftsjahres 2010/2011 den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um neun Prozent auf 545 Millionen Euro, wie ThyssenKrupp am Freitag mitteilte.

Von Reuters befragte Analysten hatten allerdings im Schnitt mit fast 30 Millionen Euro mehr gerechnet. Der Überschuss nach Anteilen Dritter fiel sogar um 22 Prozent auf 212 Millionen Euro. Hier hatten die Experten mit 268 Millionen Euro gerechnet. Mit einem Umsatz von 12,851 Milliarden Euro und einem Auftragseingang von 14,120 übertraf der Konzern die Erwartungen immerhin deutlich.

Jahresprognose bekräftigt

Im dritten Quartal fuhr die Sparte Steel Americas, zu der die neuen Stahlwerke gehören, vor Zinsen und Steuern einen Verlust von 190 Millionen Euro ein. Das war zwar weniger als in den Quartalen davor - dennoch steht die Sparte nach neun Monaten mit 887 Millionen Euro in der Kreide. Die europäische Stahlsparte steigerte hingegen ihr Ebit auf 322 Millionen Euro nach 218 Millionen Euro. Die Edelstahlsparte verdiente dagegen nichts mehr, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Ebit von 81 Millionen Euro in den Büchern stand.

ThyssenKrupp bekräftigte seine Jahresprognose: Im Gesamtjahr soll der Umsatz von zuletzt 42,6 Milliarden Euro um zehn bis 15 Prozent gesteigert werden. Das bereinigte Ebit will der Konzern auf etwa zwei Milliarden Euro nach zuvor 1,2 Milliarden Euro steigern.

Kosten für Stahlwerke explodieren

Der seit Ende Januar amtierende ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat die neuen Stahlwerke von seinem Vorgänger Ekkehard Schulz übernommen. Die Kosten der Anlagen waren in den vergangenen Jahren explodiert. Zudem gab es mehrere Pannen. ThyssenKrupp kämpft in Brasilien mit Mängeln an einer Kokerei, was die Kosten für Reparaturen, Koks und Energie in die Höhe treibt. Die Anlage wird mit Verzögerung hochgefahren, weitere Teile müssen erst noch in Betrieb gehen, ehe das Werk die Produktion voll aufnimmt. Der Konzern bekräftigte, er rechne bei Steel Americas im Gesamtjahr mit einem Verlust im „höheren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Einige Analysten hatten erklärt, dass es schwer werde, unter der Marke von einer Milliarde zu bleiben.

Hiesinger will die Schulden des Konzerns senken und das Unternehmen stärker auf das Technologiegeschäft ausrichten. Von Ende März bis Ende Juni verringerte er die Nettofinanzschulden um 243 Millionen Euro auf 6,249 Milliarden Euro. „Unsere Ziele sind, die Verschuldung zu reduzieren, Wachstum zu ermöglichen, die Erträge zu steigern und Werte zu schaffen“, sagte der Manager am Freitag. Er hat angekündigt, Geschäfte mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro zu verkaufen. Darunter sind die Edelstahlsparte und diverse Autozulieferer. Von den Plänen sind 35.000 der 180.000 Beschäftigten betroffen. Erste Gespräche mit Interessenten für den Verkauf der US-Eisengusstochter Waupaca peilt ThyssenKrupp für September an. (rtr)