Düsseldorf. . ThyssenKrupp stößt für rund 1,6 Milliarden Euro ein Aktienpaket von 9,6 Prozent ab, das in den vergangenen Jahren durch Aktienrückkaufprogramme erworben wurde. Das Unternehmen steht mit 6,5 Milliarden Euro in der Kreide.

Der neue ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger treibt den Schuldenabbau voran: Der größte deutsche Stahlkonzern stieß am Donnerstag für rund 1,6 Milliarden Euro ein Aktienpaket von 9,6 Prozent ab, das er in den vergangenen Jahren nach und nach durch Aktienrückkaufprogramme erworben hatte. Nach der Kostenexplosion beim Bau neuer Stahlwerke in Brasilien und den USA steht das Unternehmen mit 6,5 Milliarden Euro in der Kreide. Wegen der hohen Verschuldung hatte die Ratingagentur Standard & Poor“s die Kreditwürdigkeit von ThyssenKrupp auf Ramschstatus herabgestuft.

„Mit dem Verkauf der Aktien werden das Eigenkapital des Konzerns gestärkt und die Nettofinanzschulden reduziert“, teilte ThyssenKrupp mit. Die Papiere seien zu 32,95 Euro je Aktie vor allem an institutionelle Anleger aus dem In- und Ausland verkauft worden. Händler hatten die Spanne zuvor mit 32,95 bis 33,95 Euro beziffert. „Das Placement soll nicht so gut gelaufen sein“, sagte ein Marktteilnehmer. Der Preis lag dem Unternehmen zufolge aber über den 30,92 Euro, die es bei den drei Rückkaufprogrammen in den Jahren 2006 und 2008 im Durchschnitt gezahlt hatte.

Unternehmensbereiche auf der Verkaufsliste

Am Mittwoch war die ThyssenKrupp-Aktie mit 34,75 Euro aus dem Handel gegangen, nach der Ankündigung der Platzierung rutschte sie am Donnerstag aber fast sechs Prozent auf 32,74 ab und war der größte Verlierer im Dax. Dauerhaft sei der Verkauf des Pakets aber keine Belastung, sagte ein Händler. „Das wird die Aktie nur kurzfristig unter Druck bringen.“

„Die Reduzierung der Schulden hat oberste Priorität“, hatte Hiesinger nach seinem Amtsantritt Ende Januar angekündigt. Der ehemalige Siemens-Manager will das Technologiegeschäft mit Aufzügen, dem Anlagenbau, Kriegsschiffen und U-Booten stärken, nachdem unter seinem Vorgänger Ekkehard Schulz der Löwenanteil der Investitionen in die Stahlsparte geflossen war.

Hiesinger will zudem binnen anderthalb Jahren Unternehmensbereiche mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro und 35.000 Mitarbeitern abstoßen. Derzeit treibt ThyssenKrupp die Trennung von seiner Edelstahlsparte voran. Der geplante Verkauf der Hamburger Werftentochter Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar war hingegen in der vergangenen Woche geplatzt.

ThyssenKrupp will Rating verbessern

Analysten begrüßten den Aktienverkauf. Die Reduzierung der Schulden trage dazu bei, die Refinanzierungskosten zu senken und von den Ratingagenturen eine bessere Bewertung zu erhalten. ThyssenKrupp hätte die Papiere auch als Akquisitionswährung einsetzen oder damit Übernahmegelüste von Konkurrenten abwehren können. Bollwerk gegen eine Übernahme ist aber auch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die von der 97-jährigen Unternehmerlegende Berthold Beitz geführt wird. Die Stiftung hält rund 25 Prozent an ThyssenKrupp. 74,7 Prozent sind in Streubesitz. (rtr)