Fürth/Düsseldorf. Die Zitterpartie für die 8000 Quelle-Mitarbeiter geht weiter. Finanzminister Peer Steinbrück bremst bei Kreditvergabe. Die notwendigen Sicherheiten müssten nach den üblichen Kriterien bewertet werden. Quelle-Chef wartet stündlich auf Kreditzusage aus Berlin.

Die rund 8.000 Beschäftigten des insolventen Versandhauses Quelle müssen weiter zittern. Zwar erklärte sich die Bundesregierung nach Angaben des Unternehmens grundsätzlich zu dem dringend benötigten Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro bereit. Doch stand zunächst nicht fest, ob es dem Unternehmen gelingen würde, die für den Kredit notwendigen Sicherheiten aufzubringen. Außerdem müssen die Finanzhilfen noch von der EU genehmigt werden.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte der «Leipziger Volkszeitung», noch Anfang diese Woche habe es so ausgesehen, als ob es nicht genügend Sicherheiten gebe. Jetzt arbeite Quelle nach. Dafür müsse man offen sein.

Der SPD-Politiker stellte allerdings harte Bedingungen für eine Finanzhilfe: Die notwendigen Sicherheiten müssten nach den üblichen Kriterien bewertet werden, verlangte er. Außerdem müsse die bundeseigene KfW vorrangig abgesichert werden, wenn sie sich an dem Massekredit beteiligen solle. «Wenn diese beiden Bedingungen nicht erfüllt werden, ist eine Unterstützung nicht verantwortbar», zitierte die Zeitung den Politiker.

Quelle spricht von «kleineren Ergänzungen»

Der Bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon erklärte dagegen in München, dass Quelle über Sicherheiten von mehr als 50 Millionen Euro verfüge. Das Ergebnis des Bürgschaftsausschusses sei, dass der Massekredit möglich sei. Sonst hätten Bayern und Sachsen nicht, wie geschehen, 21 Millionen Euro beziehungsweise vier Millionen Euro zusagen können. «Wir warten jetzt auf das Startsignal des dritten im Bunde. Der Bundesfinanzminister sollte jetzt mal beikommen», sagte Fahrenschon.

Quelle spielte die Bedeutung der von Steinbrück angesprochenen Nachbesserungen herab und sprach von «kleineren Ergänzungen», die in Schriftform erfolgen sollten. Quelle-Chef Konrad Hilbers erklärte: «Wir warten stündlich auf die Zusage aus Berlin, dass die Kreditzusage KfW uns erteilt wird.» Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg betonte, er habe keinen Zweifel an der der grundsätzlichen Bereitschaft der Bundesregierung, Quelle zu helfen. Bis Dienstag könnte Brüssel sein Okay geben und anschließend das Geld fließen.

Seehofer pocht auf rascher Hilfe

Doch gerät der Fall Quelle immer mehr in die Mühlen des Wahlkampfs. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer verlangte bei einem Besuch im Quelle-Vertriebszentrum Nürnberg von der Bundesregierung rasche Hilfe. «Ich gehe davon aus, dass das Ding zeitnah zu einem guten Ende geführt wird», sagte der CSU-Politiker. «Bayern ist bereit, von dem Massekredit von 50 Millionen Euro die Hälfte zu übernehmen. Diese Zusage steht in jedem Falle», sagte der CSU-Chef unter dem Beifall Hunderter Beschäftigte.

Das Zögern der Bundesregierung setze nicht nur Tausende Beschäftigte einem Wechselbad der Gefühle aus, sondern drohe auch die bislang noch stabilen Kundenbeziehungen des Versandhändlers in die Brüche gehen zu lassen, warnte der Politiker. Den Mitarbeitern eine Chance zu geben, sei «auch fiskalisch zu verantworten».

Betriebsrat rügt «Wechselbad der Gefühle»

Steinbrück warf dagegen der CSU vor, ihr Mäntelchen nach dem Wind zu hängen: «Ordnungspolitische Grundsätze gelten für den bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer und insbesondere auch für Herr zu Guttenberg offensichtlich nur dann, wenn es um Unternehmen außerhalb von Bayern geht», zitierte die «Leipziger Volkszeitung» den SPD-Politiker.

Kritik am Zögern der Bundesregierung übte auch Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel: «Wir mussten ein Wechselbad der Gefühle hinnehmen, und es reißt nicht ab.» Warum die Bundesregierung Opel schnell mit Milliarden helfe und bei 25 Millionen für Quelle zögere, «versteht man nicht mehr so ganz». (AP)