Dortmund. Frust über fünf Jahre Baustelle auf der B54 zwischen Dortmund und Lünen. Es gibt viele weitere Probleme. Erste Unternehmen wenden sich ab.
Die Bundesstraße 54 verbindet Dortmund und Lünen. Ihr vierspuriger Ausbau soll den Verkehr flüssiger machen. Doch die Baustelle sorgt erst einmal für Staus – und das seit Jahren. Für anliegende Unternehmen und die Dortmunder IHK soll die Verbreiterung der B54 ein Segen sein. Aktuell erzeugt die Straße aber eher Frust.
Ansgar Fendel ist nicht nur Geschäftsführer bei der Remondis-Gruppe. Das große Entsorgungs-Unternehmen hat seinen Sitz unweit der B54 und leidet wie andere Betriebe unter der Baustelle. Fendel ist aber auch Vizepräsident der IHK zu Dortmund, die auch für Lünen zuständig ist. Der Industrieausschuss, den der Manager leitet, hat einen Resolution verabschiedet, in der die Mitglieder auflisten, was in der Wirtschaft gerade alles schiefläuft und was die Politik ändern soll.
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Ein großer Brocken in dem Papier ist die fehlende Planbarkeit für Unternehmen. Ein Beispiel ärgert Fendel besonders. „Seit 2021 wird am Ausbau der Bundesstraße B54 zwischen Dortmund und Lünen gearbeitet. Die Straße wird einfach nicht fertig, und man bekommt keine Antwort, wie lange das noch dauert und warum das so ist“, klagt der IHK-Vizepräsident und listet die Folgen auf: „Die Arbeit bei den anliegenden großen Unternehmen wie Aurubis, Remondis, Stolzenhoff und Lieken und natürlich bei allen anderen wurde aufgrund der Staus und Umleitungen fast schon unzumutbar lange massiv gestört.“
Lieken backt in Lünen Brot, Stolzenhoff ist ein großer Caterer, Aurubis verarbeitet Altmetalle und auch Remondis ist in der Recyclingbranche tätig. Sie alle sind auf die B54 angewiesen. Doch der Ausbau der 2,7 Kilometer langen Straße, den sie alle begrüßen, dauert. Der Planfeststellungsbeschluss stammt aus Oktober 2018. Ende November 2024 schließlich gab NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) nach Abschluss der eigentlichen Straßenbauarbeiten den Verkehr symbolisch frei und durchschnitt ein Flatterband.
Ausbau der B54: Material-Engpässe und Krankheitsfälle
Fertig ist die B54 aber immer noch nicht. „Engpässe bei der Lieferung von Material sowie krankheitsbedingte Personalausfälle haben hier zu Verzögerungen geführt“, teilt Straßen.NRW auf Anfrage unserer Redaktion mit. So werde etwa noch an den Ampelanlagen geschraubt. „Da die Arbeiten zum Teil auch witterungsabhängig sind, kann ein genauer Zeitpunkt der Fertigstellung nicht benannt werden“, erklärt Straßen NRW. Immerhin wird der Landesbetrieb am Ende rund 21 Millionen Euro zwischen Dortmund und Lünen verbaut haben.
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Lange Genehmigungs- und Bauphasen sind aber längst nicht die einzigen Kritikpunkte, die Unternehmen aus dem Ruhrgebiet umtreiben. „Der Mittelstand ist die Stütze der deutschen Wirtschaft und war immer ortstreu. In unserem Kammerbezirk verlagern aber die ersten Unternehmen ihre Betriebe in die USA, andere investieren nicht mehr im Ruhrgebiet. Das macht uns Sorgen“, klagt IHK-Vizepräsident Fendel.
Im Raum Dortmund fehlen Zehntausende Fachkräfte
Und er nennt ein Beispiel aus Hamm im östlichen Teil des Reviers. Dort sei einem energieintensiven Unternehmen angekündigt worden, dass seine Gasversorgung in 15 bis 20 Jahren nicht mehr sichergestellt werden könne. „Dabei ist völlig unklar, durch was das Gas ersetzt werden soll“, kritisiert Fendel. Bei der Umstellung auf Strom würden die hiesigen Netze zusammenbrechen. „Ohne wirtschaftliche Prosperität und Stärke kann kein Unternehmen in die Klimaneutralität investieren. In Deutschland herrscht aber Rezession.“
Hohe Energiepreise und ungeklärte Fragen, welcher Träger künftig Gas, Kohle und Öl ersetzen sollen, sind aber nicht die einzigen Probleme, die die Unternehmen umtreiben. Die IHK hat hochgerechnet, dass allein in ihrem Kammerbezirk, der Dortmund, Hamm und den Kreis Unna umfasst, bis zum Jahr 2030 mehrere zehntausend Fachkräfte fehlen werden. Das funktioniere nur, wenn unter anderem „die Qualität des Bildungsniveaus“ in Deutschland wieder international einen Spitzenplatz belege, heißt es in dem Positionspapier. Die IHK hat es breit in der Politik gestreut und auch all jenen zugeschickt, die sich am Sonntag um einen Sitz im Bundestag bewerben.
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