Essen. CDU-Chef Merz sagt im ZDF-Bürgerformat, der Konzern sei derzeit „nicht wettbewerbsfähig“. Die Energiepolitik müsse sich ändern.
Die Krise von Thyssenkrupp spielt auch im Bundestagswahlkampf eine Rolle. Vor wenigen Tagen hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an der Seite von Arbeitnehmervertretern am Stahlstandort Duisburg gezeigt. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) äußerte sich nun in einem ZDF-Bürgerformat zur Lage des angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns. „Ich bin persönlich davon überzeugt, dass dieses Unternehmen Zukunft hat“, sagte Merz in seiner Antwort auf die Frage eines Bochumer Thyssenkrupp-Beschäftigten, der vom CDU-Chef wissen wollte, was angesichts der Pläne des Managements zum Abbau und Outsourcing von 11.000 Stahl-Arbeitsplätzen jetzt zu tun sei.
„Ich kenne einigermaßen die Umstände, unter denen Sie im Augenblick im Konzern die Diskussion führen“, sagte Merz. Mitte Januar hatte Merz in Bochum mit Arbeitnehmervertretern gesprochen, darunter Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol. „Ich möchte, dass wir Stahlindustrie in Deutschland behalten“, bekräftigte Merz im ZDF. „Wir dürfen darauf nicht verzichten.“ Denn die Stahlindustrie sei „Grundstoff für viele andere Industrien“, darunter die Auto- und die Rüstungsindustrie. „Für die wehrtechnische Industrie brauchen wir Stahl mehr denn je“, betonte Merz.

Thyssenkrupp produziere aber „im Augenblick im internationalen Wettbewerb nicht wettbewerbsfähig“, so Merz. „Sie produzieren zu teuer.“ Mit einer Umstellung auf „grünen Stahl“ werde eine Tonne zudem noch um „mindestens 300 Euro teurer“, merkte Merz an. Dies müsse bedacht werden beim angestrebten Umbau der Produktion, die künftig in Duisburg zum Teil mit Wasserstoff erfolgen soll. „Wasserstoff ja, aber bitte erst dann, wenn wir ihn wirklich verfügbar haben“, sagte Merz. „Wenn er so preisgünstig ist, dass er Gas ersetzen kann.“

Um die Stahlindustrie in Deutschland zu erhalten, müsse sich die Energiepolitik ändern, betonte Merz. Als Beispiel nannte er die Situation des Stahlwerks im niedersächsischen Georgsmarienhütte, das einen besonders hohen Stromverbrauch hat. Dass ein benachbartes Kernkraftwerk abgeschaltet worden sei, bezeichnete der CDU-Chef als Fehler. „Wenn wir so verrückt sind und so weitermachen, dann hat die Stahlindustrie keine Zukunft“, sagte er. „Ich will eine andere Energiepolitik in Deutschland, damit solche Unternehmen eine Zukunft haben.“
Kanzler Scholz vor den Werkstoren von Thyssenkrupp in Duisburg
Bundeskanzler Scholz hatte vor wenigen Tagen in einem Statement vor den Werkstoren von Thyssenkrupp Steel in Duisburg deutlich gemacht, dass er den Aufbau einer Grünstahl-Produktion als zwingend erforderlich erachtet. „Es wäre gegen die Interessen aller Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter, wenn wir den begonnenen Prozess beenden würden“, so Scholz. Die Fähigkeit, CO2-neutralen Stahl produzieren zu können, sei die „Grundlage für die Zukunftsfähigkeit“ für die Branche. Kunden der Stahlhersteller, darunter die Autoindustrie, würden künftig grünen Stahl verlangen.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Thyssenkrupp: Grüner Stahl - Zukunft oder Milliardengrab?
- Vorwerk: Der neue Thermomix ist da - was der TM7 kann und was nicht
- HKM: Bangen um 3000 Stahl-Jobs – Gespräche in heißer Phase
- Kötter: Essener Sicherheitsfirma nennt absurde Beispiele für Bürokratie
- Vonovia: Wohnungsriese baut „Spionage“-Rauchmelder nun doch auch in NRW ein