Hagen. Nach langer Flucht sitzt Ex-Sinn-Chef Friedrich-Wilhelm Göbel im Gefängnis. Und ein weiterer Prozess in Hagen ist terminiert.
Nach dem Ende seiner fast einjährigen Flucht stellt sich Modehändler Friedrich-Wilhelm Göbel auch einer zweiten Haftstrafe. Der 61-Jährige, der derzeit in einer Justizvollzugsanstalt (JVA) in NRW wegen einer falschen Versicherung an Eides statt inhaftiert ist, wird daran anschließend ab dem 11. Februar eine weitere sechsmonatige Haftstrafe verbüßen. Dieser liegt eine Verurteilung wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zugrunde.
Göbel, ehemaliger Chef der Modeketten Sinn (Hagen, insolvent) und Aachener (Dortmund, Betrieb eingestellt) sowie einst als „Retter“ von Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standorten aufgetreten, bleibt damit mindestens bis zum 10. Juni in Haft. Nach Verbüßen von dann Zweidrittel der Strafen könnte Göbel auf Bewährung entlassen werden. Andernfalls bliebe der gebürtige Remscheider maximal bis zum 10. Oktober inhaftiert. Das bestätigten die beiden zuständigen Staatsanwaltschaften Hagen und Braunschweig.
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Göbel, gegen den mehrere Verfahren laufen, wurde seit November 2023 per Haftbefehl gesucht und im Oktober 2024 in Italien festgenommen. Aufgrund einer juristischen Besonderheit des europäischen Auslieferungsrechts (Grundsatz der Spezialität) war unklar, ob er auch die zweite Haftstrafe verbüßen werde. Sein Verteidiger Philipp Grabensee hatte zuletzt angekündigt, dass sich Göbel den Verfahren stellen werde. Wie Grabensee und die Staatsanwaltschaft Braunschweig nun bestätigten, hat Göbel auf den Grundsatz der Spezialität verzichtet.
Das Amtsgericht Hagen teilte zudem am Freitagnachmittag mit, dass sich Göbel ab dem 20. Mai vor Gericht verantworten muss. Vorwurf: Abgabe einer falschen Versicherung an Eides statt; in dieser Angelegenheit war am 2. November 2023 Haftbefehl erlassen worden, nachdem der 61-Jährige nicht zur Verhandlung erschienen war.
Laut Amtsgericht Hagen soll der Unternehmer im Zuge einer Vermögensoffenlegung falsche Angaben gemacht, sein monatliches Einkommen als Chef der Hagener Textilhauskette Sinn um 1000 Euro zu niedrig angegeben haben. Außerdem soll er den Verkauf einer Immobilie in Kitzbühel in Tirol im August 2018 an seine damalige Frau verschwiegen haben. Wert laut Gericht: rund 4,7 Millionen Euro.
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