Essen. Ein Streik nach dem anderen: Im Tarifstreit mit Verdi gerät die Post unter Druck. Zustellungen verzögern sich. Mit Folgen für die Briefwahl?

Am Mittwoch folgte der vierte Streich – beziehungsweise Streik. Abermals hatte Verdi die Belegschaft der Deutschen Post dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Im aktuellen Streit um einen verbesserten Tarif will die Gewerkschaft so den Druck auf das Unternehmen erhöhen. Die Streiks können stellenweise zu Einschränkungen der Serviceleistungen führen, etwa in der Briefzustellung, und das nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl. Wir haben das Unternehmen und die Gewerkschaft gefragt, ob das auch Auswirkungen auf die Briefwahl haben könnte.

Bei der Deutschen Post beobachtet die Führungsetage die Streikserie ganz genau. Am Mittwoch legten nach Verdi-Aufforderung die Zustellerinnen und Zusteller in Teilen NRWs ihre Arbeit nieder. „Die Beteiligung an den Streiks variierte in den einzelnen Regionen und Standorten“, sagt Post-Sprecherin Jessica Balleer auf Nachfrage dieser Redaktion. Rund 2.800 Mitarbeitenden in circa 250 Standorten hätten sich am Mittwoch am Streik, der laut Post vor allem die Paket-Zustellung betraf, beteiligt.

Briefwahl in Gefahr? Das sagt die Post zu den Service-Einschränkungen durch den Streik

Verdi hatte im Zuge der Streikaufrufe am Dienstag und Mittwoch erklärt, es komme zu Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen. Die Post bestätigt, dass es „zu Verzögerungen bei der Abholung und Auslieferung von Paketsendungen“ kommen könne. „Wir gehen jedoch davon aus, dass die entstehenden Rückstände zeitnah bearbeitet werden können“, so Balleer. Nach Ende des Streiks könnten die Sendungen innerhalb zwei Tage ausgeliefert werden.

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Den Bürgerinnen und Bürgern, die per Brief an der kommenden Bundestagswahl teilnehmen wollen, verspricht die Post Zuverlässigkeit. Sie könne gewährleisten, „dass Wahlunterlagen zuverlässig bearbeitet und zugestellt werden“, sagt Balleer. „In der aktuellen Phase gibt es hier keine Auswirkungen.“ Sowieso halten sich die Service-Einschränkungen von Seiten des Unternehmens in Grenzen. „Sowohl bei Brief als auch bei Paket liegt der Anteil der von den Warnstreiks betroffenen Tagesmengen im niedrigen einstelligen Prozentbereich.“

Auch die Gewerkschaft Verdi betont, dass sie die Bundestagswahl am 23. Februar nicht behindern will. Auf den Versand der Wahlbriefe solle sich der Streik nicht auswirken, versicherte Wolfgang Hahn unserer Redaktion, der als Verdi-Sekretär die Streiks in mehreren Ruhrgebietsstädten koordiniert.

Bereits viermal rief Verdi die Beschäftigten der Deutschen Post zum Streik auf. (Symbolfoto)
Bereits viermal rief Verdi die Beschäftigten der Deutschen Post zum Streik auf. (Symbolfoto) © dpa | Wolf Von Dewitz

Post sieht „keinen triftigen Grund“ für Warnstreiks

Am 12. und 13. Februar kommen Vertreter von Verdi und Deutscher Post wieder zusammen, um in einer dritten Runde den neuen Tarif auszuhandeln. Weitere Streikaufrufe seitens der Gewerkschaft scheinen nicht unwahrscheinlich, hatte Verdi doch zuletzt sehr kurzfristig die Aktionen verkündet. Sie fordert für die Beschäftigten der Post eine Lohnerhöhung von sieben Prozent sowie auf zusätzliche Urlaubstage. „Statt darauf zu beharren, dass die Forderungen nicht finanzierbar sind, sollten die Arbeitgeber lieber genau zuhören. Die Beschäftigten wissen am besten, wie man die Arbeit entlastender und damit auch attraktiver gestalten kann und was faire Bezahlung bedeutet“, rechtfertigte Thomas Großstück, Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik NRW, die Warnstreiks in einer Ankündigung der Gewerkschaft.

Bei der Post trifft der harte Arbeitskampf wiederum auf Unverständnis. Dem Unternehmen zufolge hat es mit Verdi eine Abstimmung gegeben, „die konstruktiven Gespräche“ in der nächsten Verhandlungsrunde fortzusetzen. Dort solle dann auch ein „tragfähiges Angebot“ vorgelegt werden. „Es gibt daher aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt keinen triftigen Grund für die Warnstreiks“, macht Balleer deutlich.

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