Bonn/Essen. Im Tarifstreit mit der Deutschen Post setzt Verdi weiter auf Warnstreiks. Auch am Donnerstag müssen Kunden mit Verzögerungen rechnen. Alle Infos.

Verdi macht ernst. Die Gewerkschaft verkündet am Donnerstag, 6. Februar, die Fortsetzung des Warnstreiks bei der Deutschen Post in der Zustellung von Paketen und Briefen. Bereits am Mittwoch hatten die Beschäftigten vielerorts in NRW ihre Arbeit niedergelegt. Darunter auch im Rhein- und Ruhrgebiet, unter anderem wurde in Düsseldorf, Duisburg, Essen und Dortmund gestreikt.

Betroffen sollen laut Verdi nun die anderen Standorte innerhalb der am Tag zuvor bestreikten Niederlassungen sein. Hier kann es zu Ausfällen und Verzögerungen in der Sendungszustellung kommen, auf die sich Kundinnen und Kunden der Deutschen Post und DHL einstellen sollten.

Verdi ruft zum Warnstreik auf: Kunden der Deutschen Post müssen mit Einschränkungen rechnen

Der Post-Streik knüpft nahtlos an den vorherigen Arbeitskampf von Verdi an. Schon am vergangenen Dienstag legten in ganz NRW die Beschäftigten der Briezentren die Arbeit nieder. Vor dem Post-Gebäude an der Daniel-Eckhard-Straße in Essen streikten zeitweise rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dem nass-kalten Wetter trotzten sie dank Kaffee, Tee und dem ein oder andere Gebäck helfen. Im Posthaus selbst stand wiederum alles still.

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„Wir wollen ein Signal setzen“, sagte Verdi-Gewerkschafter Wolfgang Hahn, der in Essen den Streik organisiert, gegenüber dieser Redaktion. Dem Arbeitgeber soll dieser Tag „weh tun“. Die Aktion treffe bei den Kolleginnen und Kollegen auf Zustimmung. „Wir machen das nicht umsonst.“ Die Frühschicht sei schon seit 6.30 Uhr vor Ort gewesen. Gestreikt wurde noch bis halb neun. Zwischendurch wechselten sich die Schichten ab.

Die Folgen des gestrigen Streiks werden die Kunden der Post wahrscheinlich noch in den kommenden Tagen spüren. Verdi bestreikte die Briefzentren in ganz NRW, darunter Essen, Hagen, Dortmund und Duisburg.

Warnstreik bei der Post: „Arbeitgeber sollten zuhören“

Und auch Ende Januar blieben etliche Postsendungen in NRW liegen. Die Beschäftigten legten jeweils eine volle Schicht lang ihre Arbeit nieder. Am Donnerstag, 30. Januar, waren die Beschäftigten in den Paketverteilzentren zum Ausstand aufgerufen, darunter Bochum, Hagen und Dorsten, von wo aus das gesamte Ruhrgebiet beliefert wird. Wer zwischen Duisburg und Dortmund ein dringendes größeres Paket von der Deutschen Post erwartete, wurde enttäuscht.

„In der vergangenen Woche haben die Kolleginnen und Kollegen in der Zustellung und in den Paketzentren der Arbeitgeberseite einen starken Streikauftakt beschert“, sagte Thomas Großstück, Landesfachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik bei Verdi in NRW. „Statt darauf zu beharren, dass die Forderungen nicht finanzierbar sind, sollten die Arbeitgeber lieber genau zuhören. Die Beschäftigten wissen am besten, wie man die Arbeit entlastender und damit auch attraktiver gestalten kann und was faire Bezahlung bedeutet.“ Damit diese Botschaft ankomme, werde der Warnstreik fortgesetzt.

Mehr Lohn und Urlaubstage für Post-Angestellte: Das sind die verdi-Forderungen

Verdi pocht auf ein Entgeltplus von sieben Prozent und drei zusätzliche Urlaubstage, für Verdi-Mitglieder sogar vier. „Die noch immer hohen Lebenshaltungskosten lassen sich nur mit einer deutlichen Lohnsteigerung bewältigen“, meint NRW-Gewerkschafter Großstück. Wie zuletzt im öffentlichen Nahverkehr und in der vergangene Woche gestarteten Tarifrunde im öffentlichen Dienst will Verdi aber auch zusätzliche freie Tage herausholen. „Das ist den Post-Beschäftigten wegen ihrer körperlich zunehmend harten Arbeit genauso wichtig“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

In den Tarifverhandlungen stellt die Post den Spielraum für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ dar, weil die Briefmengen im Digitalzeitalter schrumpfen und der Investitionsbedarf groß sei. Zum Jahresbeginn hatte sich der Briefversand im Schnitt um 10,5 Prozent verteuert, das Porto für einen Standardbrief beträgt seither 95 Cent und nicht mehr 85 Cent. Die Portoerhöhung hatte die Bundesnetzagentur dem Unternehmen erlaubt. Aus Sicht der Firma war das zu wenig, sie hatte einen größeren Preisaufschlag gefordert - auch, um die erwarteten Lohnerhöhungen bezahlen zu können.

Verhandlungen im Februar: Post sieht im Heimatmarkt kaum Spielraum für mehr Lohn

Die Deutsche Post hat in ihrem Brief- und Paketgeschäft rund 170.000 Tarifbeschäftigte im Inland, sie gehört zum Logistikkonzern DHL. Vor allem das Geschäft mit den klassischen Standardbriefen schrumpft seit vielen Jahren und ist das Sorgenkind des Bonner Logistikriesen, der weltweit sehr erfolgreich unterwegs ist. Die nächste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Heimatmarkt ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. (mit dpa)

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