Duisburg. Duisburger IHK schaltet sich in Abbaupläne bei Thyssenkrupp Steel ein. Was Präsident Schaurte-Küppers befürchtet und von der Politik fordert.

Die Abbau-Pläne bei Thyssenkrupp Steel treffen vor allem Duisburg. Experten befürchten, die Stahlkrise könnte in den nächsten Jahren bis zu 15.000 zusätzliche Arbeitslose mit sich bringen. Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Niederrheinischen IHK zu Duisburg, will für den Stahlstandort kämpfen. Wie und warum es im Ruhrgebiet „lichterloh brennt“, sagt er im Interview.

Herr Schaurte-Küppers, Thyssenkrupp Steel will 11.000 Stellen abbauen oder ausgliedern. Das trifft vor allem den großen Stahlstandort Duisburg. Sind Sie besorgt?

Werner Schaurte-Küppers: Ja. Es brennt lichterloh in Duisburg, aber auch im Ruhrgebiet. Auf jeden Beschäftigten in der Stahlherstellung kommen mindestens fünf weitere bei den Zulieferern und Dienstleistern. Wir befürchten deshalb, dass die Arbeitslosenzahl steigt. Das trifft Duisburg massiv. Hier liegt die Arbeitslosenquote jetzt schon bei 12,8 Prozent.

Noch wird erbittert um den Erhalt von Arbeitsplätzen und Standorten gekämpft.

Schaurte-Küppers: Das ist so. Wir spüren aber jetzt schon, dass die Menschen einfach Angst haben und ihr Geld zusammenhalten. Die Händlerinnen und Händler sprechen von einem schlechten Weihnachtsgeschäft. Man darf nicht vergessen, dass Thyssenkrupp nicht das einzige Unternehmen ist, das Stellen abbaut. Auch beim Chemieunternehmen Venator gibt es massive Einschnitte.

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Muss Duisburg Stahlstandort bleiben?

Schaurte-Küppers: Selbstverständlich. Stahl ist unsere DNA und identitätsbildend nicht nur für das Ruhrgebiet, sondern für auch für NRW, Deutschland und Europa. Deshalb fordern wir als IHK rasch eine europäische Stahlkonferenz in Duisburg. Davon muss das Signal ausgehen, dass alle hinter der Transformation hin zu grünem Stahl stehen. Eine klimafreundliche Stahlproduktion in Duisburg sichert auch die Autoindustrie und den Maschinenbau in Deutschland.

Was soll eine europäische Stahlkonferenz bringen?

Schaurte-Küppers: Mit den derzeitigen Energiepreisen und Auflagen ist Stahl nicht wettbewerbsfähig herzustellen. Wir werden noch abhängiger von Stahl aus China. Wir müssen der EU-Kommission ein klares Bekenntnis zur Industrie abfordern.

Kann Thyssenkrupp Steel ein Staatseinstieg helfen?

Schaurte-Küppers: Der Staat ist niemals der bessere Unternehmer. Der Staat hat andere Stellschrauben. Er muss endlich die Energiekosten drücken, sonst kann die deutsche Wirtschaft nicht wettbewerbsfähig bleiben. Wie lange warten wir schon darauf, dass Netzentgelte und Energiesteuern gesenkt werden? Es war ein Fehler, aus der Atomenergie auszusteigen.

Bund und Land fördern die erste Direktreduktionsanlage in Duisburg, die Stahl mit Wasserstoff statt Kohle produziert, mit rund zwei Milliarden Euro. Ist die Politik damit raus aus ihrer Verantwortung?

Schaurte-Küppers: Es muss natürlich auch einen Markt für den dann teurer produzierten grünen Stahl geben. Da könnte die Bundesregierung helfen, indem sie Ausschreibungen etwa für Brücken mit grünem Stahl verbindet. Das tut sie aber bislang leider nicht.

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