Berlin. Strom für Europa aus Nordafrika? Während Bundeskanzlerin Angela Merkel sich über das Großprojekt freut und sich Gedanken über die Finanzierung macht, betont das Unternehmen RWE: Es handelt sich bislang nur um eine Studie.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Großprojekt zur Gewinnung von Strom in Nordafrika begrüßt. Sie freue sich, dass sich deutsche Unternehmen wie Münchner Rück, Siemens oder RWE an der Initiative beteiligten, sagte Merkel am Mittwoch auf dem Jahreskongress des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin. Der RWE-Konzern, der selbst an dem Projekt namens Desertec beteiligt ist, warnte vor falschen Hoffnungen.

Merkel sagte, das Desertec-Projekt passe gut in die Mittelmeer-Strategie der EU. Es sei denkbar, Gelder der EU zum Ausbau der Solarenergie in Nordafrika zu nutzen. Zugleich mahnte Merkel, das Projekte bedeutete nicht, dass Deutschland sich nicht mehr um seine eigene lokale Energieversorgung kümmern müsse. Die Wüstenstrom-Initiative dürfe nicht als Entschuldigung dienen, in Deutschland ein Braunkohlekraftwerk nicht zu bauen, sagte Merkel.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte auf dem BDEW-Kongress, das Projekt helfe dabei, die «Vision einer kohlendioxidarmen europäischen Gesellschaft zu realisieren». Zugleich sei es ein gutes Projekt, um die Entwicklung der nordafrikanischen Länder zu fördern.

Nordafrikanischen Länder müssen sich selbst versorgen

Der Chef der RWE-Sparte für erneuerbare Energien, Fritz Vahrenholt, sagte auf dem Kongress, der in Nordafrika produzierte Strom solle in erster Linie für die Versorgung der Menschen in den Ländern der Region verwendet werden. Die Aussage, der Strom könne in großem Stil über die Alpen nach Deutschland transportiert werden, sei «Wolkenschieberei».

Die nordafrikanischen Länder, müssten erst «tausende Megawatt» haben, um sich angesichts starken Bevölkerungswachstums selbst zu versorgen. Nur Strommengen, die darüber hinausgingen, könnten womöglich nach Europa exportiert werden. Bei dem Projekt handle es sich im derzeitigen Stadium lediglich um eine Studie. Vahrenholt distanzierte sich damit vom beteiligten Münchner-Rück-Konzern.

Der Versicherungskonzern hatte das Großprojekt vor einer Woche angekündigt. Mit Desertec soll erneuerbarer Strom aus Solarwärme- und Windkraftwerken in Nordafrika produziert werden. Der Strom soll dann laut dem Versicherungskonzern über neue Hochspannungsnetze - teils am Grund des Mittelmeers - nach Europa transportiert werden. Das Projekt basiert auf Studien des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im Auftrag des Bundesumweltministeriums. (afp)