Berlin. .
Jobsuchende können sich bis März 2011 bei acht Arbeitgebern anonym bewerben. Das Pilotprojekt des Bundes startete am Donnerstag. Das Verfahren soll verhindern, dass Bewerber wegen Herkunft, Alter oder Geschlecht von vornherein aussortiert werden.
Bei insgesamt acht Arbeitgebern können sich Ausbildungs- und Jobsuchende in den kommenden Monaten anonym bewerben. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) startete am Donnerstag ein Pilotprojekt für Bewerbungsverfahren, in denen persönliche Angaben zunächst anonymisiert werden. An der Initiative beteiligen sich die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, L’Oréal, der Geschenke-Vermittler Mydays, Procter & Gamble, das Bundesfamilienministerium, die Arbeitsagentur Nordrhein-Westfalen und die Stadtverwaltung von Celle. Das Projekt wird zudem wissenschaftlich begleitet.
Das Gros der Beteiligten startet noch im November, ein kleinerer Teil aus technischen Gründen erst im Januar 2011. Insgesamt werden laut ADS rund 225 Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze in dem anonymen Verfahren vergeben. Dabei verzichten die Arbeitgeber in der ersten Phase der Bewerbung auf Fotos sowie Angaben wie den Namen, das Alter, das Geschlecht, die Herkunft oder den Familienstand. Einige setzen dabei auf Onlinebewerbungen, andere auf Formulare per E-Mail oder Post und wiederum andere lassen Bewerbungen erst nachträglich anonymisieren.
Diskussion um eine neue Bewerbungskultur in Deutschland angestoßen
Erst wenn sich die Unternehmen und Behörden entschieden haben, einen Bewerber zum Vorstellungsgespräch einzuladen, erfahren sie die persönlichen Details. „Uns geht es um Chancengleichheit in der ersten Phase des Verfahrens“, erklärte ADS-Leiterin Christine Lüders. Die ADS wolle herausfinden, „ob es bisher oft benachteiligte Gruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund, Ältere und Frauen mit Kindern tatsächlich öfter in Vorstellungsgespräche und in Jobs schaffen als bisher“.
“Die Teilnehmer stehen für einen guten Mix aus großen und kleinen Unternehmen sowie verschiedenen Anonymisierungsmethoden“, erklärte Lüders. Sie erwarte daraus Erkenntnisse über die Umsetzbarkeit anonymisierter Bewerbungsverfahren. Zudem habe das Pilotprojekt, das im Vorfeld bereits die Kritik von Arbeitgebern auf sich gezogen hatte, eines der Ziele bereits erreicht: Es sei die „Diskussion um eine neue Bewerbungskultur in Deutschland“ angestoßen worden, erklärte Lüders. Das Pilotprojekt läuft bis März 2011. (afp)