Berlin. .
Mehrere Unternehmen wollen das Prinzip der anonymen Bewerbung testen. Damit soll in Auswahlverfahren der Diskriminierung von Minderheiten ein Riegel vorgeschoben werden. Am Versuch beteiligen sich unter anderem die Post, Telekom und L’Oréal.
Die Deutsche Post und die Deutsche Telekom testen ab dem Herbst anonyme Bewerbungen. Beide DAX-Konzerne nehmen mit drei weiteren Unternehmen an einem einjährigen Modellprojekt des Bundes teil, wie die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders, am Dienstag in Berlin sagte. Auch das Bundesfamilienministerium sei dabei. Bereits in wenigen Wochen würden alle Teilnehmer Bewerbungen ohne Foto, Name oder Angaben über Alter, Geschlecht, Herkunft und Familienstand akzeptieren.
Zu den weiteren teilnehmenden Unternehmen gehören den Angaben zufolge das Kosmetikunternehmen L“Oréal, der Geschenkdienstleister Mydays und der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Das Pilotprojekt werde vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) wissenschaftlich begleitet. Lüders verwies am Dienstag auf eine Studie, wonach etwa Bewerber mit einem türkischen Namen eine durchschnittlich um 14 Prozent niedrigere Chance haben, zu einem Vorstellungsgespräch für einen Praktikumsplatz eingeladen zu werden. „Wir gehen davon aus, dass die Diskriminierungsquote bei Stellenausschreibungen deutlich höher liegt“, betonte Lüders.
Neue Bewerbungskultur
Daher bräuchte Deutschland „eine neue Bewerbungskultur“. Mit den fünf „namhaften“ Unternehmen sowie dem Bundesfamilienministerium könnte das Modellprojekt Vorbild für weitere Arbeitgeber sein, erhofft sich die ADS-Leiterin. IZA-Direktor Klaus Zimmermann sprach sich für den Entwurf eines standardisierten anonymisierten Bewerbungsformulares aus. Damit müssten herkömmliche Bewerbungen nicht zeitaufwändig bearbeitet werden. Die Antidisikriminierungsstelle des Bundes besteht seit 2006. Sie berät Betroffene über das im gleichen Jahr in Kraft getretene Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. (ddp)