Hamburg. .
Das Regierungsprojekt zu anonymisierten Bewerbungen trifft in der Wirtschaft auf Ablehnung. Arbeitgeberpräsident Hundt erklärte in einem Medienbericht am Sonntag, Bewerbungen ohne Foto und Altersangaben seien in der Praxis schwer umsetzbar.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat den Vorstoß der Bundesregierung zur Anonymisierung von Bewerbungen zurückgewiesen. „Ich halte von dieser Idee äußerst wenig“, sagte Hundt dem „Hamburger Abendblatt“. Die Pläne seien in der Praxis schwer umsetzbar. „Der Aufwand, um neue Stellen zu besetzen, wird wesentlich größer. Allein die Zahl der Gespräche mit Bewerbern, die nach der ersten anonymen Bewertungsphase folgen müssten, würde steigen“, kritisierte er. Bereits jetzt seien die Betriebe bemüht, Diskriminierung zu verhindern.
Diskriminierung am Arbeitsplatz vermeiden
Dagegen verteidigte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, das Pilotprojekt. Der Aufwand für Betriebe werde deutlich überschätzt, sagte sie dem Blatt. „Wenn das Vorzimmer oder eine neutrale Stelle im Unternehmen Angaben unkenntlich macht, ist das kein großer Kosten- oder Zeitfaktor“, erklärte sie. Bei Online-Ausschreibungen müssten lediglich die Internetformulare angepasst werden.
Das Pilotprojekt sei dringend notwendig, um Diskriminierung am Arbeitsplatz zu vermeiden. „Es ist leider eine Tatsache, dass Menschen über 50 Jahre, Frauen mit Kindern und Bewerberinnen und Bewerber mit ausländischem Namen häufig zuerst vom Stapel der Bewerbungen aussortiert werden“, sagte Lüders. Das belegten Studien und die Erfahrungen in Beratungsgesprächen.
Bereits im September soll dem Bericht zufolge das Pilotprojekt mit anonymisierten Bewerbungen starten, an dem sich auch das Bundesfamilienministerium beteiligt. (apn)