Frankfurt/Main.

Fünf große Unternehmen wollen Bewerbungen ohne Alter, Namen und Foto entgegennehmen. Durch diesen Pilotversuch mit anonymisierten Bewerbungen sollen etwa türkischstämmige Bewerber bessere Chancen bekommen.

Drei deutsche DAX-Unternehmen sowie zwei internationale Konzerne habe die Antidiskriminierungsstelle des Bundes für das Projekt gewinnen können, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Mittwoch. Darunter die Konsummittelhersteller Procter & Gamble sowie L“Oréal. Die weiteren Teilnehmer sollen im August der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Mit den anonymisierten Bewerbungen soll eine Benachteiligung von ethnischen Minderheiten oder Älteren verhindert werden, wie die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, der Zeitung sagte. Bewerber müssen dann weder ein Foto, noch den Namen, die Anschrift, das Geburtsdatum, den Geburtsort und den Familienstand angeben. „Nur die Qualifikation zählt“, betonte Lüders: „Unsere tägliche Beratungsarbeit belegt, dass allein die Angabe eines türkischen Nachnamens die Chance auf eine Einladung zum Gespräch deutlich reduziert.“

Einladungen sind Gold

Allerdings schütze das Verfahren nicht vor Vorurteilen im weiteren Einstellungsverfahren wie beispielsweise im Vorstellungsgespräch. „Doch manchmal ist es schon Gold wert, überhaupt eingeladen zu werden, um gegen die Schere im Kopf anzukommen“, sagte Lüders. In Frankreich oder den USA ist eine anonymisierte Bewerbung in vielen Unternehmen schon lange üblich.

Die Antidisikriminierungsstelle des Bundes besteht seit 2006. Sie berät Betroffene über das im gleichen Jahr in Kraft getretene Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Bisher sind laut dem Zeitungsbericht rund 10 000 Beschwerden bei der Stelle eingegangen. Die meisten Fälle beziehen sich auf eine mutmaßliche Benachteiligung wegen einer Behinderung und des Geschlechts (jeweils fast ein Viertel aller Beschwerden). (ddp)