Washington. Der Autokonzern General Motors hat Insolvenz angemeldet. Nun folgt das größte Gläubigerverfahren in der US-Geschichte. Es geht um 27 Milliarden Dollar. 21.000 Arbeitsplätze sind gefährdet. Unter anderem sollen die amerikanische und die kanadische Regierung Unternehmensanteile übernehme
101 Jahre nach seiner Gründung hat der einstmals weltgrößte Autohersteller General Motors (GM) Insolvenz angemeldet. Der Konzern aus Detroit (US-Bundesstaat Michigan) beantragte am Montag Gläubigerschutz nach US-Recht vor einem Gericht in New York. Der Opel-Mutterkonzern ist mit 27 Milliarden Dollar (19 Milliarden Euro) verschuldet. Nun soll der einstige Stolz der US-Wirtschaft unter Beteiligung der Regierung umstrukturiert und gesundgeschrumpft werden. Dabei ist GM vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt. Nach Einschätzung von Beobachtern ist das Gläubigerschutzverfahren das bislang komplizierteste und größte in der US-Geschichte.
Ultimatum abgelaufen
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Die Finanzkrise und die Automobilindustrie
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Die US-Regierung hatte GM ein Ultimatum gestellt, das am Montag auslief. Die Konzernführung sollte entweder einen Sanierungsplan vorlegen oder das Unternehmen würde in die Insolvenz geführt. Die US-Regierung soll nun 60 Prozent der GM-Anteile übernehmen. 12 Prozent werden von Kanada übernommen und weitere 17,5 Prozent von einem Treuhandfonds der Automobilarbeitergewerkschaft UAW. Den Rest erhalten die Gläubiger von GM.
US-Regierungsangaben zufolge wird GM aus Washington Finanzhilfen von 30,1 Milliarden Dollar für die Restrukturierung im Rahmen des Insolvenzverfahrens erhalten, Kanada wird demnach 9,5 Milliarden Dollar beisteuern. Damit würden sich die allein US-Regierungshilfen für GM auf insgesamt 50 Milliarden Dollar belaufen, nachdem zuvor bereits 20 Milliarden Dollar gezahlt worden waren. Im Rahmen der Umstrukturierung sollen elf Werke geschlossen und drei weitere vorläufig stillgelegt werden.
Chevrolet und Cadillac dürften überleben
Für GM bedeutet die Insolvenz, dass Marken wie Chevrolet und Cadillac - die als überlebensfähig gelten - die Insolvenz rasch wieder verlassen sollen. Andere wie etwa Hummer und Saturn, Pontiac und Saab dürften dagegen abgestoßen werden. Die deutsche Tochter Opel wird zusammen mit dem europäischen GM-Geschäft in eine Treuhandgesellschaft überführt, um dann die Übernahme durch den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna zu ermöglichen.
Alle Hoffnungen ruhen dann auf der «neuen GM», auf die dann die rentablen Unternehmensteile übertragen werden. Laut «Washington Post» geht das US-Finanzministerium davon aus, dass das neue Unternehmen in der Lage sein wird, einen großen Betrag der insgesamt dann 50 Milliarden Dollar Finanzhilfe bereits innerhalb der kommenden fünf Jahre zurückzuzahlen.
Das Ende einer stolzen Geschichte
Die US-Regierung hatte in den vergangenen Tagen die Öffentlichkeit auf eine Insolvenz von GM vorbereitet. Ohne eine Staatsbeteiligung hätte GM nach den Worten von Präsident Barack Obama die komplette Zerschlagung gedroht. In einem NBC-Interview sagte er: «Meine Präferenz wäre es gewesen, da ganz draußen zu bleiben. Das würde aber die Liquidation und den Bankrott bedeuten, bei dem eine große Institution mit wichtiger Bedeutung für unsere Wirtschaft in Scherben liegt.» Deswegen gebe es bei GM keine Alternative zu einer Staatsbeteiligung.
GM war über 100 Jahre lang der Stolz der US-Autoindustrie und weltweit einer der mächtigsten Industriekonzerne. Am 16. September 2008 hatte GM seinen 100. Geburtstag gefeiert. In den 60er Jahren hatte GM den Automarkt geprägt: Jedes zweite in den USA zugelassene Fahrzeug kam aus einer der mehr als 100 GM-Fabriken. Nach erfolgreichen Jahren begann dann in den 70er Jahren mit der Ölkrise, dem Aufstieg der japanischen Marken und der verfehlten Modellpolitik der langsame, aber stetige Niedergang von GM und den anderen US-Autoherstellern.