Washington. Der insolvente US-Autobauer General Motors treibt seinen Umbau im Rekordtempo voran. Einen Tag nach dem Antrag auf Gläubigerschutz genehmigte ein Insolvenzgericht einen staatlichen Sofortkredit über 15 Milliarden Dollar. Zudem soll es einen Käufer für die Marke Hummer geben.
Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, gebe es eine Vereinbarung mit einem nicht näher benannten Interessenten für die Geländewagen-Sparte von GM. Nach Angaben von General Motors rettet das Geschäft etwa 3000 Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten. GM hatte seit Monaten nach einem Käufer für Hummer gesucht. Der Verkauf der spritfressenden Großfahrzeuge war im vergangenen Jahr um 51 Prozent eingebrochen, mehr als bei jeder anderen Marke in den USA. Laut Finanzvorstand Ray Young gibt es ferner 16 Interessenten für die Marke Saturn und drei für den schwedischen Hersteller Saab.
Bei den Bemühungen um eine Rettung des Automobilkonzerns sei Zeit von kritischer Bedeutung, sagte Insolvenzrichter Robert Gerber bei der Bewilligung der 15 Milliarden Dollar-Finanzhilfe. Damit soll innerhalb der nächsten drei Wochen der Umbau des Konzerns vorangetrieben werden.
Insolvenzverfahren soll schnell vorangetrieben werden
Insgesamt sollen 33,3 Milliarden Dollar an staatlichen Mitteln für die Rettung des insolventen Industrieunternehmens bereitgestellt werden. Über die Bewilligung der weiteren Mittel will der Insolvenzrichter am 25. Juni entscheiden. Für den 30. Juni setzte er eine Anhörung über den geplanten Verkauf von Vermögenswerten und Unternehmensteilen an. Der Zeitplan setzt außerdem eine Frist für mögliche Einwände von Gläubigern bis zum 19. Juni.
GM-Anwalt Harvey Miller sagte, das Insolvenzverfahren solle so schnell wie möglich vorangetrieben werden: «Wenn es eine Erholung von Wert geben soll, dann ist es absolut wichtig, dass ein Verkauf so bald wie möglich stattfindet.» Kein Verbraucher wolle ein Auto kaufen, wenn der Hersteller mit dem völligen Bankrott konfrontiert sei. Die US-Regierung hofft, dass das Insolvenzverfahren innerhalb von zwei bis drei Monaten erfolgreichen abgeschlossen wird.
Der Umstrukturierungsplan für GM sieht vor, dass der Großteil der Vermögenswerte in ein neues Unternehmen ausgelagert wird. Die US-Regierung soll 60 Prozent an der «New GM» übernehmen, die kanadische Regierung 12,5 Prozent. 17,5 Prozent gehen an die Automobilarbeitergewerkschaft UAW und 10 Prozent an die Inhaber von Firmenanleihen der bisherigen GM. Die GM-Aktionäre dürften herausgedrängt werden. Es wird erwartet, dass der Umbau 21 000 Arbeitsplätze kosten wird, das ist rund ein Drittel der Belegschaft.
Zu dem geplanten Verkauf von Hummer machte GM weder Angaben zum Preis noch zum potenziellen Investor. Stillschweigen sei Teil der Vereinbarung, sagte GM-Chef Fritz Henderson dem TV-Sender CBS. Durch den Verkauf könnten vermutlich mehr als 3000 Jobs in Produktion und bei Händlern gerettet werden. Laut GM will der potenzielle neue Besitzer kräftig bei Hummer investieren.
Der einst größte Autobauer der Welt sucht zudem Käufer für Saturn und Saab. Die Marke Pontiac soll eingestellt werden. Künftig will sich GM auf die Marken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC konzentrieren.
GM-Tochter in China hält sich für nicht betroffen
GM hatte nach jahrelangen Verlusten und milliardenschweren Schulden Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts angemeldet. Es ist der größte Bankrott in der Geschichte der US-Industrie. Die deutsche Tochter Opel ist von der Insolvenz nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Auch die Tochtergesellschaft von General Motors in China ist nach Darstellung ihres Präsidenten Kevin Wale nicht betroffen. «Unser Betrieb ist getrennt, profitabel und gut finanziert, und wir erzeugen unsere eigenen Mittel für künftige Investitionen», sagte Wale in Peking. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres verkaufte GM China 670 000 Fahrzeuge, 33 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. (afp)