Hamburg. Deutschen Unternehmen drohen weitere Spitzelaffären, prophezeit Datenschutz-Sonderermittler Gerhart Baum. Telekom und Bahn seien nur die "Spitze des Eisberges" gewesen. Baum sieht die Ex-Top-Manager Hartmut Mehdorn und Klaus Zumwinkel als Hauptschuldige für die Überwachungs-Skandale.
Der Datenschutz-Sonderermittler Gerhart Baum rechnet mit weiteren Spitzelskandalen bei deutschen Konzernen. Die Deutsche Telekom und die Deutsche Bahn seien nur die «Spitze des Eisbergs» gewesen, sagte der ehemalige Bundesinnenminister dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». Er vermute, «dass die dort kultivierte Spitzelmentalität auch in anderen Unternehmen um sich gegriffen» habe. Die deutschen Unternehmen sollten «dringend ihre eigenen Sicherheitsabteilungen genauestens unter die Lupe nehmen». Zugleich forderte er ein Gesetz zum Schutz der Daten von Arbeitnehmern.
Baum sieht die ehemaligen Top-Manager Hartmut Mehdorn und Klaus Zumwinkel als Hauptschuldige für die Überwachungs-Affären bei der Deutschen Bahn und der Deutschen Telekom. Bei beiden Konzernen habe es eine «Herr-im-Haus-Mentalität nach dem Motto: Der Staat bin ich» gegeben, sagte Baum dem «Spiegel». Bei der Bahn habe Ex-Konzernchef Mehdorn diese Philosophie repräsentiert, bei der Telekom deren Ex-Aufsichtsratschef Zumwinkel. Bei der Bahn habe er eine Stimmung vorgefunden, die «gekennzeichnet war durch eine Mischung aus Intransparenz und Druck, mangelndem Vertrauen und Überwachung». Er schließe «überhaupt nicht aus», dass konzernintern weiterer Affärenstoff schlummere. (afp)