Stuttgart. Der baden-württembergische Datenschutz hat sich in die Affäre um das Sammeln von Krankheitsangaben bei der Drogeriemarktkette Müller eingeschaltet. Laut Verdi bewegt sich der umstrittene Krankheits-Fragebogen am "Rande der Illegalität". Müller hat die Vorwürfe erstmals zurückgewiesen.

Der baden-württembergische Datenschutz hat sich in die Affäre um das Sammeln von Krankheitsangaben bei der Drogeriemarktkette Müller eingeschaltet. Das Unternehmen müsse einen entsprechen Fragenkatalog beantworten, sagte am Montag Walter Krämer, Referent der Aufsichtsbehörde für Datenschutz beim Stuttgarter Innenministerium. «Wir interessieren uns dafür, wie das Unternehmen mit den Mitarbeiterdaten umgeht.»

Müller mit Sitz in Ulm war am Wochenende in die Kritik geraten. Laut der Gewerkschaft ver.di müssen Mitarbeiter hier nach Fehlzeiten zusammen mit dem Vorgesetzten einen Fragebogen ausfüllen, in dem auch die Ursache der Krankheit anzugeben ist. «Das geht den Arbeitgeber nichts an», hatte Rainer Dacke vom ver.di-Bezirk Ostwürttemberg-Ulm der Nachrichtenagentur AP gesagt.

Müller weist Vorwürfe zurück

Müller selbst wies die Vorwürfe am Montagabend zurück. Die sogenannten Krankenrückkehrgespräche würden in dem Unternehmen nach einem standardisierten Verfahren durchgeführt, wenn Mitarbeiter nach einer Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrten. Bei den Gesprächsformularen handele es sich nicht um Geheimakten, sondern um Dokumente, die vom Vorgesetzten gemeinsam mit dem Mitarbeiter ausgefüllt und von beiden Seiten unterzeichnet würden, hieß es in der Erklärung.

Mit dem Krankenrückkehrgespräch solle der Arbeitgeber herausfinden können, ob es betriebliche Ursachen für gesundheitliche Beeinträchtigungen gebe. Den Vorwurf, man wolle Mitarbeiter mit den Gesprächen unter Druck setzen, wies das Unternehmen zurück. Weder werde das Krankheitsbild abgefragt, noch werde die Mitteilung von Einzelheiten der Arbeitsunfähigkeit erwartet. «Kein Mitarbeiter muss sich für seine Erkrankung rechtfertigen», schrieb Müller. Informationen würden ausnahmslos vertraulich behandelt.

Formular «am Rande der Illegalität»

Nach Einschätzung des Gewerkschafters bewegt sich das Formular, das der AP vorliegt, dagegen «am Rande der Illegalität». Der Fragebogen werde bei Gesprächen verwendet, zu denen der Beschäftigte nach krankheitsbedingtem Fehlen zitiert werde. Problematisch seien offene Zeilen für Bemerkungen, in die der Arbeitgeber nach dem Gespräch eintragen könne, was er wolle. Dies sei für den Arbeitnehmer nicht nachvollziehbar, da er keinen Durchschlag von dem Papier erhalte, kritisierte Dacke. Zuletzt war vorher bekanntgeworden, dass das Mercedes-Werk in Bremen und der Discounter Lidl illegal Krankheitsdaten sammelten. (ap)

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