Essen. Überraschende Wende: Arcandor-Chef Eick will mit Metro-Chef Cordes über die Zukunft von Karstadt und Kaufhof reden. Kurz zuvor hatte Eick einer Fusion der beiden Kaufhausketten eine klare Absage erteilt. Man wolle allerdings keine Chance auslassen, Arbeitsplätze zu sichern, so ein Sprecher.

Überraschende Wende im Streit um eine Fusion von Karstadt und Kaufhof: Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hat Metro-Chef Eckhard Cordes für Donnerstag zu einem Spitzengespräch über die Zukunft der Kaufhausketten eingeladen. Das bestätigte am Montag ein Arcandor-Sprecher der AP. Eick selbst sagte der «Bild»-Zeitung: «Ich will klären, ob wir gemeinsam eine Lösung für Karstadt und Kaufhof finden können».

Metro-Chef Cordes signalisierte bereits seine Gesprächsbereitschaft. Doch ließ das Unternehmen in einer Presseerklärung den Zeitpunkt für ein Treffen offen. Nach Informationen der «Rheinischen Post» wollte sich der Metro-Chef bereits am Dienstagabend mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg treffen, um für einen Zusammenschluss der Arcandor-Warenhauskette Karstadt mit dem zur Metro-Gruppe gehörenden Konkurrenten Kaufhof zu werben.

Bei Eick überwiegt noch Skepsis

Mit der Einladung revidierte Eick seine bisherige Strategie im Streit um die Zukunft der Warenhäuser. Kurz zuvor hatte Eick einer Fusion von Kaufhof und Karstadt noch eine klare Absage erteilt. «Der Vorschlag von Metro scheint mir derzeit eher ein taktisches Manöver und Störfeuer auf der politischen Bühne zu sein», sagte Eick der «Süddeutschen Zeitung». «Zum jetzigen Zeitpunkt lehne ich einen Zusammenschluss ab.»

Eine Fusion der Warenhausketten helfe Karstadt und Arcandor im Moment nicht weiter, begründete Eick seine Haltung. Der Konzern benötige kurzfristig eine Staatbürgschaft über 650 Millionen Euro sowie einen Kredit der KfW über 200 Millionen Euro. «Wenn wir die Bürgschaft nicht erhalten, stünde Arcandor vor der Insolvenz. Das ist die zwangsläufige Alternative», warnte der Manager. Dabei beschäftige der Konzern in Deutschland 53.000 Mitarbeiter.

Alle Chancen nutzen

Arcandor-Sprecher Koslowski rechtfertigte die nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Interviews ausgesprochene Einladung an Cordes damit, dass man keine Chance ungenutzt lassen wolle, um die Arbeitsplätze in den Warenhäusern zu sichern. Koslowski betonte, bisher habe Arcandor von der Metro noch kein Konzept und kein Gesprächsangebot erhalten. Deshalb habe man selbst die Initiative ergriffen. Einzige Vorbedingung sei, dass eine Warenhausallianz nicht auf der Grundlage einer Insolvenz von Arcandor oder Karstadt stattfinden könne.

An dem Treffen teilnehmen soll nach den Plänen von Eick auch der Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, Alexander Dibelius. Er sei schließlich auch einer der wichtigen Akteure in dem Immobilienfond Highstreet, der die Karstadt-Immobilien übernommen hat und damit über die Mietbelastung der Warenhäuser entscheidet.

Kauder macht Arcandor wenig Hoffnung

Die Metro betonte in einer ersten Stellungnahme, man sei grundsätzlich zu einem bilateralen Treffen bereit, um «die beiderseitigen Interessen abzuklären». Der Termin müsse aber noch abgesprochen werden. Wichtig sei dabei der vertrauliche Charakter der Gespräche.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, hatte zuvor Arcandor wenig Hoffnung auf eine Staatsbürgschaft gemacht: «Die Bundesregierung wird nicht jedem Unternehmen Bürgschaften oder Kredite gewähren können», sagte der CDU-Politiker dem «Handelsblatt». «Staatsgeld kann nur bekommen, wer durch die Finanzkrise vorübergehend in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist und ansonsten ein tragfähiges Geschäftsmodell hat.» Bei Arcandor könne er bislang nicht erkennen, dass der Konzern diese Bedingungen erfülle. (ap)