Essen. Der Handelskonzern Metro peilt einen Zusammenschluss seiner Kaufhof-Warenhäuser mit den Karstadt-Filialen an. Metro-Chef Eckhard Cordes will sich dafür mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg treffen.

Noch vor einem Jahr hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass der Arcandor-Konzern mit seiner Tochter Karstadt die Kaufhof-Warenhäuser übernehmen wolle. Die Vorzeichen haben sich seitdem jedoch gewaltig geändert: Nun streckt die Kaufhof-Mutter Metro offenbar die Hand nach den 121 Karstadt-Häusern aus, berichtete die „Bild am Sonntag” (BamS). Im Gespräch sei eine Fusion der beiden Warenhausketten. Dafür solle ein neues Unternehmen in Form einer „Deutschen Warenhaus AG” entstehen, an dem die Metro und der Vermieter der Warenhausimmobilien mit je knapp 50 Prozent beteiligt würden. Den Rest sollten die Banken übernehmen.

Eile ist geboten

Die Sache scheint auch schon deutlich über das Stadium der bloßen Gedankenspielerei hinausgekommen zu sein. Laut „BamS” hat Metro-Chef Eckhard Cordes Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) einen Brief geschrieben und Gespräche mit allen Beteiligten angeregt. Dem Vernehmen nach will Cordes den Minister bald treffen.

Tatsächlich wäre Eile für einen möglichen Zusammenschluss geboten. Denn Arcandor ist schwer angeschlagen und hat laut über Staatsbürgschaften in Höhe von 650 Millionen Euro sowie Kredite von der staatlichen KfW-Förderbank nachgedacht. Wie dramatisch die Lage ist, hat Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick voriges Wochenende angedeutet. Da leistete er einen Beinah-Offenbarungseid, als er sagte, dass die „Gehälter für Mai” gesichert seien.

"Gravierende Nachteile für den Wettbewerb"

Noch wehrt sich Arcandor, zumindest nach außen, gegen einen Zusammenschluss mit der Konkurrenz. Zwar biete sich durchaus eine Allianz der beiden Warenhausriesen an, sagte Eick der „BamS” und signalisierte Bereitschaft zum Gedankenaustausch. Allerdings schränkte er gleich ein: Eine Fusion habe „für die Verbraucher, den Wettbewerb und die Mitarbeiter gravierende Nachteile”.

Für Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), hat dies aber den Anschein eines Schattengefechtes. Denn: „Ich gehe davon aus, dass Gespräche dazu bereits stattgefunden haben”, sagte er. An einer Fusion und dem damit verbundenen Umbau in der deutschen Warenhaus-Landschaft gehe kein Weg vorbei, zumal auch Kaufhof Probleme habe.

Konzept muss kundenfreundlicher werden

Sollte es zu einem Zusammenschluss kommen, müssten beide Ketten ihr Konzept umstellen und deutlich kundenfreundlicher werden. „Bisher hat die Einkaufsabteilung allen Häusern das Sortiment vorgesetzt und sich so von den Bedürfnissen der Kunden wegbewegt”, sagt der DSW-Karstadt-Experte. Allerdings brauche etwa eine Filiale in Köln andere Artikel als ein Haus in Münster.

Viele Häuser würden dicht machen

Insgesamt haben Karstadt und Kaufhof deutschlandweit 247 Warenhäuser. Aber womöglich nicht mehr lange: Tüngler schätzt, dass rund ein Drittel der Filialen bei einer Fusion schließen würden und viele Mitarbeiter gehen müssten. Der Aktionärsschützer gibt zu bedenken: „Wenn es nicht zur Fusion kommt, drohen noch mehr Einschnitte.” Daher müssten die beiden Konzern-Oberen Eick und Cordes „alle Eitelkeiten beiseite schieben, damit jetzt der große Wurf gelingt”.

Das hätte seinen Preis. Tüngler beziffert die damit verbundenen Restrukturierungskosten auf „mindestens eine Milliarde Euro”. Daher werde das neu zu schaffende Unternehmen Staatshilfen beantragen – und wohl bekommen. Zudem sieht Tüngler keine kartellrechtlichen Probleme, da es immer noch genug Warenhausunternehmen gebe.

Auch Cornelia Haß, Karstadt-Expertin der Gewerkschaft Verdi, hätte „grundsätzlich nichts” gegen eine Fusion, wenn dabei nicht viele Stellen abgebaut würden. Doch ob sich dieser Wunsch erfüllen lässt, ist fraglich.